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Dehnt weit in die Runde sein Wüthen sich aus,
Es füllet das Breisgau mit Jammer und Graus

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Des Herrschers tyrannischer Wille.


Von gierigem Geize nun wird er verzehrt
Nach edlen Gesteinen und Erzen;
Bald hat er von Allem, was irgend von Werth,
Die Häuser und Hütten des Landes geleert,

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„der Mann mit dem steinernen Herzen“.


Wer etwas ihm weigert, der muß mit dem Tod,
Wer murrt, mit dem Kerker es büßen;
Mag schreien zum Himmel die wachsende Noth
Des hungernden Volkes, – der finstre Despot

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Tritt alle Gesetze mit Füßen.


Auch fehlt’s an den tollsten Gelüsten ihm nicht:
„Koch, schlachte mir heut einen Knaben,
Und setz’ ihn gebraten mit vor als Gericht!
Auf menschliches Fleisch war ich längst schon erpicht,

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Und will mich nun einmal dran laben!“ –


Schon sitzt er bei Tafel; da plötzlich erfaßt
Ihn Eckel und Todesentsetzen;
Um stößt er die Tische, mit rasender Hast
Durchrennt er die Hallen im öden Palast,

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Wo höllische Geister ihn hetzen.


Bald sinkt er gebrochen auf’s Lager dahin,
Ihm naht sich die tödtliche Hippe,
Doch wendet er nimmer zur Reue den Sinn,
Er träumt noch und stammelt von neuem Gewinn,

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Bis endlich erstarret die Lippe.


Die Flüche des Volkes nur donnern ihm nach
In’s Grab, und es jubelt die Runde;
Doch schrecklich zu büßen für was er verbrach,
Bannt Gott ihn hinab in ein Felsengemach

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In des Bergs tiefinnerstem Grunde.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_359.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)