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Dort sitzt der Tyrann bis zum jüngsten Gericht,
Mit versteinerter, irdischer Hülle;
Des Inneren Gier nur versieget ihm nicht,
Denn rings im Gewölbe mit blendendem Licht

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Strahlt Golds und Juwelen die Fülle.


Alljährlich nur Einmal der Herzog erwacht
Aus seinem granitenen Schlafe;
Da lockt ihn der Schätze unendliche Pracht,
Da vergißt er des Bannes erstarrende Macht

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Und seiner entsetzlichen Strafe.


Doch wie er sich wühlet in’s Edelgestein
Und schwelgt in den goldenen Erzen,
Fühlt neu sich versteinern er Mark und Gebein,
Und „Fluch“ noch donnert’s in’s Ohr ihm hinein,

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Den Fürsten mit steinernen Herzen!“
A. Schzlr.


Friedrich von Baden.[1]

Wo Zähringens Burg zum Himmel strebt,
Vom Ruhm der Ahnen hehr umschwebt,
Da weilt so gern
Des Nachts ein Stern;

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Der Stern, er blickt so thränenschwer,

Ihm neigen sich Sterne rings umher.

Und über dem Stern ein Heldenbild!
Des Jünglings Arm hält einen Schild;
Des Schildes Feld

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Ist weiß erhellt,

Drin steht geschrieben, wie Blut so roth:
„Die Treue halt’ ich bis in den Tod!“

Das ist des edlen Friedrichs Bild,
Das ist der Freundestreue Schild,

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Den Ruhm, der Schlacht

Und Ehre bewacht,
Seit in der Jugend Morgenroth
Den Bund er schloß auf Noth und Tod.



  1. [363] Bekanntlich zog Friedrich von Baden, oder wie er auch in Bezug auf seine Mutter genannt wurde, Friedrich von Oesterreich, mit dem unglücklichen Conradin, um diesem, seinem Freunde, das widerrechtlich entrissene Erbe zu erobern, nach Italien. Anfangs schienen sie glückliche Fortschritte zu machen, rückten auch 1268 mit dem Heere in Rom ein, erlitten aber nachher, überlistet, in den Flächen von Tagliacozzo eine traurige Niederlage, in Folge deren sie auf der Flucht, wiewohl verkleidet, gefangen wurden. Ihr gefühlloser Gegner, Karl von Anjou, ließ nun, mit Bewilligung des Papstes, am 25. October 1269 auf dem Marktplatze zu Neapel die beiden Jünglinge, und mit ihnen noch mehrere Edle aus Italien und Teutschland enthaupten. Mit Conradin ging das Schwäbische Kaiserhaus zu Grabe.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_360.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)