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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch

Beinahe im nämlichen Monat, hundert Jahre später, erlitt Freiburg die letzte französische Belagerung, welcher König Ludwig XV. selbst beiwohnte. Von St. Loretto aus pflegte er die Arbeiter zu beobachten, wobei es eines Tages geschah, daß von den Batterien der Stadt eine Kanonenkugel auf ihn abgeschossen wurde, die dicht über seinem Haupte über dem Eingang der Kapelle in die Mauer schlug, wo sie noch zu sehen ist.

(Siehe Joseph Bader’s: „Das Breisgauische Freiburg und seine Umgebungen.“ Freiburg, 1838. Herder.)


Der Kanonier von Freiburg.
(1744.)

Breisach, „des deutschen Reiches Kissen,“
War längst des Kaisers Macht entrissen.

Des Königs Heer mit Schall und Klang,
Vor Freiburg steht’s am Bergeshang.

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Fern blinkt des Generalstabs Rüstung

Von des Lorettohügels Brüstung.

„Vive Louis quinze!“ – Er tritt herfür
Aus der Kapelle Gnadenthür:

Recognoscirt auf ihrer Schwelle

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Die Dreisamstadt und ihre Wälle.


Vom Schloßberg späht die Artillerie,
Des Königs Stab erkannte sie.

Ist’s nicht sein Federbusch, der bunte?
Schnell greift der Kanonier zur Lunte:

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„Habt Acht, dem wälschen Königlein

Soll einmal teutsch gepfiffen seyn!“

Ha, Blitz und Schlag! drei Spannen Maß
Ob seinem Haupt die Kugel saß.

Noch steckt der Eisenball zur Stelle

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Dicht ob dem Pförtlein der Kapelle.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_387.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)