Seite:Badisches Sagenbuch 417.jpg

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zum verächtlichsten Taschendiebstahle scheinen sich die Burgherren, wo es geschehen mochte, erniedriget zu haben. Von Wernern erzählte man, er habe des Vestenwirths Schwester eine silberne Schaale und einer Klosterfrau von Rothenmünster zwei Leilachen und ein Berwer-Mäntelein gestohlen.

Auch des nächtlichen Einbruches scheuten sie sich nicht. So befahl eins Klein-Künlin fünf Knechten, den zwei Brüdern Hennin und Klewin Hase, dem Pforrer und noch zwei Andern, nächtlicher Weile mit ihm zu Zarten in Horants Hof einzusteigen, wo sie einem fremden Händler aus Schwaben heimlich sechs Schafe nahmen, und Jeder, Klein-Künlin selbst auch, eines auf ihren Schultern in die Burg trugen. Dort wurden die Schafe geschunden und die Felle zu kleinen Stücken zerhackt und auf einen benachbarten Berg getragen, damit die That nicht auskommen möchte. Auf gleiche Weise wurde auch nächtlicher Weile von zwei Knechten ein Ochs zu Horben gestohlen und auf die Burg getrieben.

Bei weitem nicht alle von den Falkensteinern näher oder ferner verübte Diebstähle, Räubereien und Einbrüche sind erhoben und ausgezeichnet worden. Die niedergeschriebenen Verhöre umfassen nur einen kurzen Zeitraum vor der Zerstörung der Burg und deuten überdieß Manches nur an. Dabei beweisen verschiedene Stellen, wie unangenehm den Raubgenossen bei ihren Unternehmungen die Nähe der Stadt Freiburg war. Der Eine wünschte sie in Flammen aufgehen zu sehen, der Andere, die Freiburger auf’s Rad setzen zu können, ein Dritter brach in offene Drohungen gegen sie aus.

Es ist leicht zu erachten, daß es bei einem so schändlichen, gesetzlosen Leben zu noch weit empörenderen Greuelthaten kommen mußte. Man entsetzt sich, wenn man Klein-Künlins Verfahren gegen einen seiner Knechte, Weltin von Witenthal liest. Er hatte schon seit einiger Zeit mit dessen Frau sträflichen Umgang gepflogen und dafür den Unterhändler, Klewin Hase, mit einem neuen Wamms beschenkt. Der unglückliche Knecht merkte bald das Verhältniß, in dem seine Frau stand und machte ihr deßhalb Vorwürfe. Darüber entzündete sich in Klein-Künlin der heftigste Haß, und er schwur dem Knechte den Tod. Er ließ deßhalb eines Abends die beiden Hase zu sich kommen, gab dem

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_417.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)