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Und mer d’Zit vertribe, bis früeih die himmlische Liechter

D’Morgeluft verlöscht, und wird mer zeige, wo’s Dorf isch.“
Und jez, woni’s sag, und mittem vordere Finger
’s Zitli frog, wo’s Zeigerli stand, – ’s isch z’finster für’s Aug gsi. –
Und wo’s Zitli seit, ’s gang ab den Oelfen, und woni

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’s Pfifli use leng und denk: jez trinki no Tuback,

Aß i nit verschlof – bim Bluest! so fangen uf eimol,
Ihrer Zwe ne G’spröchli a. I mein, i ha g’loset! –
„Gell, i chumm hüt spot? Drum isch e Meideli g’storbe
Z’Mambach; ’s het e Fieberli g’ha und leidige Gichter.

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’s isch em wohl. Der Todesbecher hani em g’heldet,

Aß es ringer gang; und d’Auge hani em zuedruckt.
Und ha g’seit: Schlof wohl! Mer wenn die wecke, wenn’s Zit isch. –
Gang und biß so gut und hol mer e wengeli Wasser
In der silberne Schaale, i will jez mi Sägese dengle.“

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Dengle? hani denkt, e Geist! und düsele’n use.

Woni lueg, so sitzt e Chnab mit goldene Fegge
Und mit wißem G’wand und rosefarbigem Gürtel
Schön und lieblig do, und nebenem brenne zwei Liechtli.
„Alli guete Geister…“ sagi, – „Her Engel, Gott grüeß di!“

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„Loben ihre Meister!“ – seit druf der Engel – „Gott dank der!“ –

„Nüt für übel, Her Geist, und wenn e Frögli erlaubt isch,
Sag mer, was hesch du denn z’dengle?“ – „D’Sägese“ – seit er.
„Jo, sel siehni,“ – sagi – „und ebe das möchti gern wisse,
Wozue du ne Sägese bruuchsch?“ – „Zuem Meihe, was hesch g’meint?“

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Seit er zue mer. Druf sagi: „Und ebe das möchti gern wisse;“

Sagi zuenem, – „Isch’s verlaubt? Was hesch du denn z’meihe?“
„Gras; und was hesch du so spot do hinte z’verrichte?“
„Nit gar viel,“ – hani gseit – „i trink e wengeli Tuback;
Wäri nit verirrt, wohl wär’s mer z’Todtnau im Adler.

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Aber mi Red nit z’vergesse, se sag mer, wenn d’witt so guet sy,

Was du mittem Gras witt mache?“ – „Fuetere“ – seit er. –

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_430.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)