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Kinzigthal und Seitenthäler.


Wie der Teufel und ein Weib miteinander das Städlein Schiltach verbrennen.[1]

Es ist ein alt Sprichwort: wohin der Teufel nicht kommen kann, dahin schickt er ein alt Weib. Wie das Sprichwort entstanden ist, weiß ich nicht und muß mich fast darüber wundern, warum gerade nur die alten Weiber zu Werkzeugen des Teufels ausersehen seyn sollten, da sie doch bekanntlich zum andächtigen Geschlechte gehören.

Im Jahr 1533 Donnerstag vor Ostern (fiel damals auf den 13. April) brannte das im obern Kinzigthale gelegene Städtlein Schiltach ganz ab. Wie das zugegangen sey, das haben ehrliche Bürger von da, gleich nach dem Ereignisse dahier, vor gesessenem Rath erzählt, von dem es Einer gehört und seinem guten Freunde mitgetheilt hat, von dem ich es erfahren habe. Der Salmenwirth zu Schiltach saß am Abend jenes Tages in seiner Wirthsstube und sein Knecht bei ihm, von dem er sich über die heutigen Vorfälle im Haus, Stall und Scheune referiren ließ. Auf einmal hört er vor der Thür ein sonderbares Gezisch und Gepfeife. „Hans, was ist das?“ fragt er den Hausknecht, „hast du’s gehört? Es sind fremde Leute im Haus. Die Sache ist nicht richtig. Laß uns nachsehen!“

Auf der Stelle muß Hans die große Hauslaterne zurichten und mit seinem Meister Hausgang, Stall und Keller und jeden Winkel unten im Hause visitiren. Aber es fand sich nichts.

„Riegle mit alle Thüren wohl zu und vermach’ alle Läden, Hans, damit uns kein Schelm in’s Haus komme, denn das


  1. [472] „Auf den grünen Donnerstag 1533 verbrannte der Teufel Schiltach durch eine böse Hexe.“
    (Aus der handschriftlichen Chronik des Heinrich Hug von Villingen.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_468.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)