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Einleitung
von Josef Bader.


Entwicklungsbild der heimischen Sagenwelt.

Die herrlichen, gesegneten, reichbevölkerten Gefilde am stolzen Rheinstrom, herab vom Bodensee zum Neckar, zum Main und weiterhin, die gleich einem prangenden Teppich seine Ufer schmücken und den Kranz der Vorhügel des Schwarzwalds und der Voghesen; diese Gefilde, wo Alles in üppigen Fülle blüht und in buntgestaltetem, fröhlichem Leben sich bewegt – sie lagen einst als todter Grund tief unter weiten, ungeregelten Wassern, wie verdammt zum ewigen Fluthengrab. Das Rheinthal, das ganze, große, füllte ein einziger See, im Kreise kahler Berghäupter und düsterer Wälder.

Aber der mächtige Stromgott, der „am Busen der Gletscher-Ammen gesäugte“, fand kein Gefallen an der weiten Oede – er suchte das heitere Leben der Menschen. Da sanken die Wasser und theilten sich die Fluthen. In immer engeren Schranken, immer geregelteren Betten, nahmen sie den Lauf. Breite Bergwände, zahlreiche Vorhügel, traten an den belebenden Sonnenstrahl, bedeckten sich mit munterem Grün

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite XXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_p_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)