Seite:Bauernburgen in Dithmarschen 10.jpg

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an anderen Orten wiederkehren, ausgemalt. Bei Neocorus (1598) und Hans Detleff (1634) kommt die Sagenbildung endlich zum Abschluß[1]. Es ist ungefähr dieselbe Periode, während der die Sage von Lübek’s Selbstbefreiung sich entwickelt hat[2].

Zwei dithmarscher Burgsagen liegen vor, eine Frühlingssage die an dem Pfingsttag, eine Herbstsage die an den Vorabend des Martinstages geknüpft ist. Auch in der gegenwärtigen Form sind noch Spuren erkennbar, daß den Erzählungen Volkslieder zu Grunde liegen. Wahrscheinlich waren es Tanzlieder zum Trommeltanz (Trümmekentanz), welche nach altem Herkommen an jenen beiden hochgefeierten Festen gesungen wurden, bis sie, wie Neocorus[3] sagt, „durch Vielheit der neuen Lieder vergessen und aus dem Gedächtniß entfallen“.

Zur besseren Unterscheidung hat die Frühlingssage sich auf einem anderen Schauplatz angesiedelt, auf der Stellerburg. Wohl bemerkt: Neocorus ist der erste Chronist, der diese Burg überhaupt nennt, und er reiht die Sage von deren Ueberrumpelung ohne Weiteres unmittelbar der Bökelnburger Sage an. Erst Hans Detleff erzählt, daß die Stellerburg von Herzog Heinrich dem Löwen erbaut, nach Graf Reinhold’s Tode aber zerstört sei; und darauf läßt er die etwas reicher ausgeschmückte Sage folgen. Es liegt auf

  1. Neocorus Bd. I, S. 321–23, 581–82; Müllenhoff’s Sagen Nr. VII und IX, S. 10–14 und 591.
  2. Dahlmann: „Lübeks Selbstbefreiung am ersten Mai 1226“ (Hamburg 1828); Deecke: „Geschichte der Stadt Lübek“ Bd. I, S. 48–56 und 223–28. – Auch die schweizerische Sagengeschichte von Wilhelm Tell und der Befreiung der Waldstätte entwickelte sich auf ähnliche Weise im 15. und 16. Jahrhundert; und daß dieselbe dem Neocorus vorschwebte, geht aus seinen eigenen Worten (Bd. I, S. 326) hervor.
  3. Neocous Bd. I, S. 176; vgl. Müllenhoff’s Sagen Einleitung S. XXII und XXXV uff. „Die alten Lieder von der Vertreibung der Grafen“, sagt M., „wurden vergessen, als kein Adel mehr im Lande zu finden und zu fürchten war“.
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Heinrich Handelmann: Zwei Bauernburgen in Dithmarschen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holsteinische und Lauenburg. Band XXV, Vierte Folge, Seite 3 - 16, Commissions-Verlag der Universitätsbuchhandlung, Kiel 1873, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bauernburgen_in_Dithmarschen_10.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)