Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 008.png

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vieler Kinder, die um ihn herum fleheten, sich selbst und seine Lieben nicht unglücklich zu machen, blieb er unerschütterlich in seiner Liebe und Treue für seine geliebte Vaterstadt. Ihr seid nicht werth der alten redlichen Bürger Riga’s, die Jahrhunderte ihr Blut zum Schutze der Stadt hingegeben, wenn ihr mir diese Ungerechtigkeit nachzugeben anmuthen könnet; ihr seid nicht meine guten Kinder, wenn ihr mich in diesen geringen Aufopferungen für sie stöhren, oder nicht gleiche Gesinnungen mit mir hierin empfinden könnet! das war seine feste Antwort. Diese merkwürdige Sache gelangte endlich an höhern Ort, und ohne daß die Kaiserin damit beunruhigt worden wäre, kam der Befehl: daß der Gouverneur Bismarck von seinen ungerechten Forderungen abstehen, und unserm Vater Satisfaction leisten sollte. So endete also diese wichtige Sache zum höchsten Lohn und Segen des Himmels für ihn, den redlich-Getreuen, für seine Kinder und spätesten Nachkommen. Indeß wurde ihm dieser Eifer, und seine warme Theilnehmung am Besten seiner geliebten Vaterstadt, und an ihren wohlgegründeten Rechten, wie gewöhnlich, mit vielem Verdruß und Undank von Seiten der Bürgerschaft belohnt. Daher entfernte er sich bald darauf von seinem Aeltermanns-Amte, das er mit so vieler Würde und Treue geführt hatte, und setzte mit desto mehrerer Musse und größerem Eifer, unter dem sichtbaren Segen des Himmels, seinen polnischen Großhandel fort, unterstützt von seinen beiden ältesten Söhnen, die schon in seiner Handlung waren. Aber auch dieses dauerte nicht lange; denn im Jahre 1747 ging dieser, von seiner Familie so geliebte und verehrte Vater, in einem Alter von einigen und funzig Jahren, zu seiner ewigen Ruhe hinüber, und hinterließ unserer äußerst betrübten Mutter 14 bis 15 lebende Kinder, als ihr bestes Andenken und ihren größesten Reichthum. Diese mir unvergeßliche Mutter, die ich nur in meiner frühesten Jugend kennen und verehren konnte, setzte den hinterlassenen Großhandel, mit Hülfe ihren ältesten Söhne, Arend und Carl, und ihre nicht geringe Hauswirthschaft mit ihren ältesten Töchtern, Eva, Catharina und Johanna, unter gleichem Segen des Himmels glücklich fort, und würde auch gewiß sich einer größeren Wohlhabenheit erfreut haben, ohne einen, nachher anzuzeigenden Umstand. Diese brave Mutter bekam zuletzt eine schmerzhafte und

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_008.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)