Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 030.png

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Der Schluß der guthmüthigen und Allen wohlthuenden Ausflüsse aus seiner menschenfreundlichen edlen Sele waren seine, ach! nie zu vergessenden Bonhommien, ein reicher Schatz aller beglückenden Bürgertugenden, und der kräftigste Bürger-Katechismus oder Stadt-Moral, für seine jetzt so blühende Vaterstadt, der er damit gleichsam sein Herz vermacht hat, und wobei er die edle Absicht hatte, bei manchen unserer guten Bürger der Gleichgültigkeit entgegen zu würken, womit man sich allen öffentlichen Geschäfften zu entziehen anfing, auf gleichviel welchen Wegen, und immer damit sich entschuldigte: Es hätte doch jetzt Alles aufgehört, die vorigen Zeiten des Patriotismus seyn nicht mehr, und was denn so der Zeitgeist spricht. Hier wollte er zeigen, wie der gutdenkende Bürger mit aller Ergebenheit und Treue, sich an die neue Stadtordnung anschließen, und in seinen treuen Bürger-Pflichten mit Liebe und Dankbarkeit sich jederzeit beglücken könne. So schrieb ein Freund von ihm in den Briefen zur Beförderung der Humanität, J. G. Herder, der die lesenswürdigsten Auszüge mit der herzlichsten Theilnahme an dem Verfasser sowohl, als an seiner Stadt, und an mehreren darin bemerkten würdigen Personen, aus obigen Bonhommien angeführt. Empfindlich ward auch ich, bei jener für ihn so passenden Inschrift alten Gehalts, die Kleist seinem Freunde setzte, gerührt, daß ich mich nicht enthalten kann, selbige, am Schlusse dieser Erinnerungen an ihn, hier wiederum abdrucken zu lassen:

Witz, Einsicht, Wissenschaft, Geschmack, Bescheidenheit,
Und Menschenlieb’ und Redlichkeit,
Des Bürgers Tugenden, des feinsten Mannes Gaben,
Besaß Er, den man hier begraben.
Er lebte seiner Stadt; er starb mit stillem Muth.
Ihr Winde, wehet sanft, wo seine Asche ruht.
Lebe wohl, geliebte, gutmüthige Seele!

Nach völliger Vollendung seines Bürgerschatzes, der Bonhommien, starb er kurz darauf im Jahr 1792 im October, und überließ selbigen seinem einzigen noch lebenden Sohne, Abraham, zur ferneren Ausbreitung derselben und


Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_030.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)