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erlernet, dabei aber einen unwiderstehlichen Trieb zu allen Künsten und Handarbeiten des Drechslers, Tischlers, Schlossers, Metallgießers. Die gütige Mutter unterstützte ihn gern, wenn nur keiner ihrer Söhne Neigung zum Militairstande äußerste, den sie nicht liebte, durch diese Liebhabereien meiner Brüder wurde manchen Bedürfnissen in unserm großen Hauswesen und für uns jüngere Geschwister, leichter und bequemer abgeholfen. Diesem zärtlichen und liebevollen Gefühle unserer guten Mutter, wurde auch wenigstens bei ihrer Lebenszeit, nie entgegen gehandelt, sondern sie, die uns allen unvergeßlich zu Verehrende, ging mit der tröstlichsten Ruhe aus dem vollen Kreise ihrer geliebten und dankbaren Kinder hinüber zu ihrem gnädigen Schöpfer, und hinterließ uns ein schönes Beispiel wahrer Liebe für die Ihrigen und warme Gefühle für alles Fromme und Gute.

Indeß konnte der Bruder Albrecht nicht länger als ein Jahr nach dem Tode der Mutter seine unwiderstehliche Neigung zum Soldaten-Stande bemeistern, sondern verließ die ergiebige Laufbahn eines Kaufmanns und betrat die zwar mühsame, doch ehr- und thatenreiche, eines braven Kriegers. Hiezu erwarb er sich vorher die nöthigsten Kenntnisse, indem er zu Jena und Strasburg die Militair-Wissenschaften aufs fleißigste studirte, und sich in ihnen Achtung und Ruhm erwarb. Er begab sich darauf unter das französische Militair, und diente während des siebenjährigen Krieges als Volontair bei einem französischen Regimente. Nach zwei Kampagnen und zwei mitgemachten Bataillen, wobei er verwundet wurde und sich allen Ruhm eines braven Officiers erwarb, verlor er seine Equipage, die ihm von hier aus zwar reichlich wieder ersetzt, dort aber entzogen wurde oder verloren ging, wurde Kapitain, und sollte auch eine Kompagnie erhalten. Aber überdrüßig dieser leeren, nur Aufwand fordernden Aussichten, nahm er nach Endigung des Krieges seinen Abschied, und gedachte nun, seine kriegerischen Talente mit unsern braven Russen, dem eignen Vaterlande zu widmen. In dieser Absicht reiste er aus Frankreich über den damals so berühmten Kriegshafen Dünkirchen; er besahe dort ein französisches Kriegsschiff, fiel unglücklicherweise

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_032.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)