Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 033.png

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über Bord, und ertrank ohne alle Rettung, zu dem größten Leidwesen seiner ihn hier sehnlichst erwartenden Geschwister, Verwandten und Freunde.

Der Bruder Gustav aber, an einem fast unheilbaren Zufall leidend, blieb dennoch den Handlungsgeschäften treu, die er in einem braven schwedischen Handlungshause allhier, Dyrsen und Ebel, fortsetzte. Er trat nachher mit Dyrsen junior, der sich mit unserer ältesten Schwestertochter, Johanna Sophia Schwartz, verband, in Kompagnie, und als auch dieser starb, und dessen Witwe sich mit dem würdigen Aeltesten Ludwig Grave verband, machte er in Geschäften für unsern Bruder Carl verschiedene Seereisen. Auf einer derselben litt er in der Nordsee fast gänzlichen Schiffbruch, verlor aber dadurch glücklicherweise seine Krankheit und kehrte so mit besserer Gesundheit wieder zurück. Während meines Studierens in Berlin erschien er daselbst ganz unvermuthet, mit einigen wichtigen holländischen Einpöcklern und Behandlern der so berühmten holländischen Häringe, um sie nach Archangel am weißen Meere zu bringen. Man hatte nehmlich unserer Kaiserin Catharina, die allen sichern Erwerb und alle guten Handlung-Aussichten gern beförderte, berichtet, daß dort ein großer Zug Häringe jährlich erscheine und reichlichen Fang verleihe. Zum Einpöckeln derselben nach holländischer Weise, fehlte es aber an geschickten Leuten, die damit umzugehen wußten, und die Dasigen hierin unterrichten konnten. Es wurde daher unserm damaligen General-Gouverneur; Grafen Browne, bekannt zu machen aufgetragen, daß man eine Prämie von 1000 Ducaten, auf die Herbeischaffung solcher holländischen Einpöckler setzte, welche demjenigen sogleich hier ausgezahlt werden sollte, der diesen Auftrag übernehmen würde. Der Bruder Gustav meldete sich hiezu, und führte es auch glücklich aus, indem er selbst geschickte Einpöckler aus Holland nach Archangel brachte, und so die Prämie von 1000 Ducaten hier sogleich ausgezahlt erhielt. Nach dieser glücklichen Unternehmung verband er sich wiederum, durch Unterstützung unsers väterlichen Bruders Carl, mit einem gewissen Herrn Immermann, und etablirte das in Libau sehr bekannte und geschätzte Handlungshaus, unter der Firma Berens und Immermann. Er blieb zwar unverheurathet, war aber desto sorgsamer für das häusliche Wohl seines eben verheuratheten

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_033.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)