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mehr betrieben werden konnte, welche auch im Ganzen für seine Speculation mehr nachtheilig als vortheilhaft war. Wir beschlossen daher, unsere Zuckerraffinerie allmählig eingehen zu lassen, und ich überließ das Ende einer nicht mißgeglückten Unternehmung dem betriebsamen Bruder in Moskau. Bald darauf mußte ich mich wieder von ihm trennen, und kam mit meiner Familie wieder zurück nach meiner lieben Vaterstadt Riga. Indeß hatten Strapazen in früherer Zeit, und überhäufte Geschäfte der späteren; die Gesundheit meines Bruders zerrüttet, und er litt besonders an öfteren hartnäckigen Gichtzufällen, die am Ende des Jahres 1786 ihn sehr hart angriffen. Er meldete mir solches, und äußerte dabei den sehnlichsten Wunsch, mich wieder zu sehen; weil er sich schon schwach fühlte, und auf meine brüderliche Hülfe und Unterstützung baute. Ich flog sogleich zu ihm hin, traf ihn in dieser kränklichen und bekümmerten Lage, umgeben von vier äußerst lieben, aber noch Erziehung fordernden, unmündigen, Kindern. Doch heiterte ihn meine Gegenwart und mein guter Rath dergestalt auf, daß er wieder anfing, seine Geschäfte, mit Hülfe anderer guten Freunde, zu betreiben. Auch hatte ich das Vergnügen, sein liebes Abuchowa mit ihm zu besuchen, und mich des Flors der Anstalt und der Erinnerung an den früheren schönen Aufenthalt daselbst zu erfreuen. Man merkte aber wohl, daß er an Geist und Körper zugleich litt. Wir kamen wiederum nach Moskau, und bald darauf kam auch wieder ein heftiger Anfall von der Gicht, die auf seine geschwächte Brust sich warf, und ehe noch die angewandten Mittel würken konnten, starb er plötzlich am Stickfluß, noch in der besten Lebenszeit, im 46ten Jahre. Welch ein Schrecken, welche Bestürzung für seine liebe Frau und die Kinder! Welch ein ganz unerwarteter Schlag für mich! da schon alle Hoffnung zur Rückkehr seiner Gesundheit mich belebte. Ich war die erste Zeit wie in einer Betäubung, und war doch seiner äußerst traurigen Witwe, bei den etwas verwickelten Umständen, die sich jetzt entdeckten, die einzige Hülfe. Die allgemeine Achtung und Liebe, die er sich bei Großen und Geringen allerwärts, und besonders in Moskau, erworben,[1] und


  1. Bei seiner Beerdigung waren mehrere Große, als der würdige Oberkammerherr und Vize-Kanzler, Fürst Gallizin, die beiden jüngern Grafen Rumanzoff, die Fürsten Prosorofsky, und verschiedene Generale der Artillerie, persönlich gegenwärtig.
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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_045.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)