Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 052.png

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Stadt, sondern kurz vorher zu einer alten kränklichen Cousine, der Frau Doctorin Himsel auf Stopiushoff, unweit Stubbensee, gerufen, wo ich bei dem gewaltigen Durchbruch des Dammes und der Schleuse mit Wegreißung der ganzen großen Mühle, zugegen war, ihr meine erste ärztliche Hülfe zu leisten. Kurz nach dem Eisgange kam ich indeß wieder nach der Stadt, hörte und sahe nun die schreckliche Verwüstung; fast alle Zugänge der Stadt durch Brücken, abgerissen; die Wälle an der Citadelle und an der Dünaseite zum Theil eingestürzt, und überall stark beschädiget; Gräben und Niedrigungen an der Stadt überschwemmt; Häuser in den Vorstädten und an den Düna-Ufern theils umgerissen, theils weggeschwemmt; die Hölmer der Düna entblößt von allen Häusern und Holzwaaren, die die Schiffer nachher zum Theil aus der See wieder zurückbrachten. So traf ich unser noch vor Kurzem prangendes Riga, wie nach einer harten Belagerung und feindlichen Zerstörung, ruinenvoll an. Aber ein vergrößerter erwerbreicher Handel auf dieser nachher mildreichen Mutter Düna, der noch in demselben und den folgenden Jahren erfolgte, gab allen Klassen der Einwohner Muth und Kraft, nicht allein diesen großen Verlust zu ertragen, sondern auch mit verjüngter Schönheit, aus diesen noch schreckensvollen Ruinen, sich wieder empor zu heben.

Ich verließ am Ende des 1771sten Jahres Riga, und ging mit Rath und Hülfe meiner lieben Brüder Carl und J. Christoph nach Rußland, wo ich zuerst in St. Petersburg mich in meinen erworbenen medicinischen Kenntnissen gehörig examiniren ließ. In dieser neuen Wunderstadt des hohen Nordens, die Peter, Elisabeth, Catharina II, Paul I, und Alexander I, mit Riesenkräften in so kurzer Zeit, den alten und neueren berühmten Städten Europens gleich gemacht, oder diese wohl gar noch übertroffen, und mit der ganzen Welt in ruhm- und achtungsvolle Verbindung gesetzt haben, traf ich den verehrungswürdigen Johann Christoph Schwartz, als Deputirten der Stadt Riga, bei der so wichtigen Gesetz-Kommission, nebst andern würdigen Verwandten und Freunden, als die Gebrüder Strahlborn, Arps etc., die meiner Liebe, ja meinem Enthusiasmus für die neuere Reußen-Welt, eine erneuerte und die festeste Richtung gaben, wiederum an. Daher lehnte ich alle Vorschläge zu großen Reisen ins Ausland als Begleitungs-Arzt

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_052.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)