Seite:Bezzel Pfarrwaisenhaus Windsbach 24.png

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Das tat ich freudig auch und sprang davon.
Wenn sein Geburtstag kam zur Winterzeit –
Es war meist kalt und hatte schon geschneit –
Da sangen wir ihm stets zur Morgenruh
Mit hellen Stimmen unsern Glückwunsch zu.
     „O Vater, güt’ger Vater, Lob und Dank
     Bringt Dir von Herzen unser Kindersang!
     Der Vater in dem Himmel sende Dir
     Und Deinem Hause Segen für und für,
     Vergeltend, was wir Kinder nicht vermögen!
     Er kröne Dich mit seinem reichsten Segen!“
Und unser Sang – er blieb nicht unerhört.
Es ward ihm noch des Guten viel bescheert,
Bis zu ihm auch der Friedensengel kam,
Die Seele aus der Leibeshülle nahm!
Längst ist er fort und schläft in Grabes Nacht,
Wo über ihm hält Gottes Engel Wacht.
Doch was im Glauben er hat treu gesät,
Das bleibt und wächst und nimmermehr vergeht.
Und seine Seele, los vom Erdenkleid,
Schwang sich empor zu Himmelsseligkeit!
Doch unser schönster bester Dank wird sein,
Wenn wir uns auch der Liebe Werken weih’n!
Mit Recht von Stein ein Denkmal stehe hier
Zu seines Namens, seines Lebens Zier.
Es ruf’ uns zu: „Hier lebt’ ein Gottesknecht
In Glaube und in Liebe schlicht und recht!“ Psalm 25, 24.
Und ich nach fünfundsiebzigjähr’ger Frist
Ruf’ dankbar nochmals: „Vater, sei gegrüßt,
     Gegrüßt mit meines Herzens bestem Ton,
     Als Deiner Güte, ach, nur schwachem Lohn!
     Gegrüßt seist Du, bis einst in Himmelshöh’
     Ich Dich mit Vielen freudig wiederseh’!


Georg Wilh. Heinrich Mayer, Pfarrer a. D. u. Kirchenrat
geb. 4. Mai 1828, Anfang September 1837 
ins Pfarrwaisenhaus eingetreten, und bis 
August 1842 darin geblieben. 


Bad Dürkheim, Pfalz, 7. August 1912.