Seite:Bismarck und das deutsche Gemüt 06.png

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des Heeres zu vervollkommnen, fehlten Sie nimmer. Soviel dankt Ihnen das Heer für erlangte Segnungen.“ Mehr als Kuriosum sei angeführt, daß der Arzt, der Jahre lang die Lebensweise des Fürsten regelte und ihn so der Welt erhalten durfte, eine Broschüre über Bismarck als Arzt schreiben wollte.

 Von dem allen sei hier nicht die Rede. Aber wenn es wahr ist, daß die größten Leistungen in der Ruhe des Hauses, im Stilleben, das sich sammeln kann, ehe es zum vollen tatenreichen Leben erstarkt, heranreifen, so sei es erlaubt, das Innenleben des Fürsten hier zu schildern, das immer wieder neue Seiten aufweist und uns seiner nicht nur mit dem Stolze gedenken läßt: Solch ein Mann war unser, sondern auch mit der dankbaren Freude, daß er so ganz unser war, ein evangelischer Christ, der durch Gnade etwas werden und aus Gnaden etwas sein wollte, ein kerndeutscher Mann, der die Eigenart seines Volkes in sich verkörperte und darum von ihm als Vollendetheit des Eigenwesens jauchzend begrüßt ward. Jener kluge Franzose hatte gut gesagt (1890): „Bismarck ist nicht mehr Ministerpräsident, nicht mehr auswärtiger Minister, auch nicht mehr Kanzler des Deutschen Reiches, er ist nur noch Herr von Bismarck. Aber wahrhaftig, das ist noch etwas.“

 Das Land, aus dem der große Mann stammte, gab ihm die eigenwillige trotzige Bodenständigkeit mit, die lieber sich zerbrechen als sich biegen läßt und in der Behauptung des Erworbenen und Erkämpften sich eher noch genug tut als in neuen Siegen. Ein alter Chronist nennt das niedersächsische Volk dort am linken Elbeufer eine gens robustissima, eine starke, urkräftige Sippe. Ein Urahn, Patrizier in Stendal hatte dem Markgrafen das Recht der Münze abgerungen. Ein anderer war unter den hartnäckigen streitbaren Gegnern der Hohenzollern, die „aus purem Neide“ den Bismarcks ihre weiten Forsten

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Bismarck und das deutsche Gemüt. Paul Müller, München ca. 1916, Seite 06. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bismarck_und_das_deutsche_Gem%C3%BCt_06.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)