Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 022.jpg

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thun; nahmen immer einander das Viehe / zündeten einander die Dörffer an / hielten auch bißweilen ein Gesellen-Rauffen. Dann diese Stadt und Pilsen allezeit gut Päbstisch geblieben / und seynd hieher auch die von Prag entloffene Dombpfaffen geflohen; wie in der Histori vom Hussiten Krieg / im dritten Theil am 10. Blat stehet. Und saget Boregk in der Böhmischen Chronik / fol. 553. daß die Städte Pilsen und Budwitz / die Römische Religion und Glauben / deß besagten Königs Georgii Gnade / fürgezogen haben. Der Obrist Romeus hat diese Stadt / in dem Passauischen Einfall / Anno 1611. mit sonderlicher Behändigkeit eingenommen: Aber in dem bald hernach folgendem Böhmischen Generaln / dem Grafen von Hohenlohe / dem Grafen von Hohenlohe / vergebens belägert / und vom Grafen von Bucquoy tapffer beschützet worden. Und ist umb selbige Zeit ein grosses Feuer da außkommen / so etliche Häuser in die Aschen gelegt hat. Also ist Anno 1628. durch Feuer allhier grosser Schade geschehen.

Es ligt bey Budweiß Rudolffstadt / daselbsten ein Silber-Bergwerck ist / dahin die Schwedischen Anno 1639. gestreifft haben.


Buntzlau / Buntzel / Boleslavia.

Dieses Namens seyn 2. Städte in Böheim / wie Wentzel Hagek in seiner Böhmischen Chronik saget / nemlich alt und jung Buntzel. Die alte Stadt ligt bey Brandeiß an der Elb / und hat ihren Namen vom Hertzog Boleslao dem Grimmigen / welcher allhie seinen Bruder / den heiligen Wenceslaum, Hertzogen in Böheim / den er zur Kind-Tauff eingeladen / An. 929. umbgebracht hat. Junge Buntzel ist heutigs Tags fast fürnehmer / und ligt an der Gizera / so auß dem Risengebürg / gleichwie auch die besagte Elbe / entspringet; welches Gebürg Böheim von Schlesien / und der Obern Laußnitz / scheidet / und darinn vor Jahren ein verworffener Geist gewohnt / der auff Polnisch Robazael, insgemein aber auff gut Schlesisch Rübenzahl ist genant worden / der wunderbahre Possen / mit Verstell- und Verwandelungen vielfältig begangen haben solle. Es hat von einer der obgedachten Städte / oder wol von beyden / der Buntzlauer-Cräiß / oder Boleslawskykrag, den Namen. Boregk in der Böhmischen Chronik schreibet / es lige Buntzel mitten in Böheim / welches der Böhmischen Sachen besser Erfahrnen zu urtheilen billich gelassen wird. Sonsten sagt er / daß vorhin zu alten Buntzel der H. Bischöffe Cyrilli und Methodii Kirchen gestanden / die / ihnen zu Ehren / deß H. Wenceslai Vatter / Hertzog Uratislaus, so Anno 916. gestorben / erbauet hatte; und daß hernach besagter sein Sohn Boleslaus, den Flecken allda / darinn er wohnete / mit Gräben / Wällen / Mauren bevestiget / und zu einer Stadt im Jahr 937. den 14. Aprilis / vollendet; die folgends Käiser Otto der Erste belägert / nur als er an Proviant darfür Noth lidte / den besagten Boleslaum mit gewissen conditionen endlich zu Gnaden auffgenommen habe. In deß Bischoffs Caroli Carafae Germania sacra restaurata stehet / unter dem Titul / Viriae Expensae, daß dem Caplan zu der H. Jungfrauen in alten Puntzel / 116. fl. 40. Kreutzer; Item / einem / zu den Kirchen Gebäuen 3000. Gülden / seyen gegeben worden; so unter der Regirung Käisers Ferdinandi II. geschehen. Beyde Städte / alt und jung Buntzlau / haben in dem jetzigen Krieg / sonderlich Anno 1640. als der Schwedische General Feld-Marschall / Johann Banner / sein Haupt-Quartier zu Brandeiß hatte / sehr viel außgestanden / und ward bey seinem Abzug auß Böheim / ihme auß Prag nachgeschrieben / daß er wol den dritten Theil deß Königreichs eingeäschert / Clöster / Kirchen / Altär spoliiret / Crucifix und Bilder zerschlagen / bey zweytausend Wägen mit Getreid / so er bösen Wegs halben nicht fortbringen können / verderbet / und in Summa solche Brandmahl hinderlassen / dergleichen nie kein Feind gethan habe; wie in dem 4. Theil deß Theatri Europaei, fol. 385. a. stehet. Siehe auch das vorhergehende 381. a. Blat. Es hat damaln auch die Stadt jungen Buntzel außplündern lassen; allda Anno 1643. im Frühling sein Successor, Herr Leonhard Dorstensohn / sein Quartier genommen / und bey seinem Abzug das Schloß allhie besetzter hinterlassen hat.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)