Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 070.jpg

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Kost.

Ein Schloß im Buntzlauer-Cräiß / wie Herr Johann Heinrich Hagelganß / in Beschreibung der Käiserlichen Erbländer / am 30. Blat / meldet / so die Schweden / zu Außgang deß 1642. Jahrs eingenommen / und eine kleine Zeit inngehabt haben; wie auch das Schloß zu Novarow / nicht weit vom Risengebürg / so Eingangs deß 1644. Jahrs / von den Käiserlichen vergebens angegriffen worden. In der jüngsten Ubergab der Stadt Sittau in Laußnitz / hat dieser Ort / vermög daselbst getroffenen Accords / mitübergeben werden sollen; ist aber von einem einigen Soldaten / der seine Gesellen ihrer Schuldigkeit erinnert / und zu fernerer Gegenwehr auffgemuntert / verhindert worden. Mag aber / wie ich muthmasse / seithero wieder Käiserlich worden seyn. In der Frühlings-Relation deß 1643. Jahrs / stehet / es gehöre besagtes Schloß Cost dem Grafen von Tscherin / welches im Jenner deß 43. Jahrs Graf Ladisla von Wallstein / durch sprengen / dem jungen Buntzlauer-Cräiß zum Besten / wieder erobert habe.


Kuttenberg.

Eine wolerbaute Königliche / bey 7. guter Meilen von Prag gegen Mährenwerts gelegene / von den Lateinern Guteberga, Cuthna und Cuthnae Mons genante / und wegen deß Silber Bergwercks sonderlich bekandte Stadt / von welcher die Zauberin und Fürstin in Böheim / die Lybussa / viel geweissaget hat / wie Hagek in der Böhmischen Chronik berichtet: wiewol nunmehr solch Bergwerck gewaltig abgenommen haben solle. Anno 1300. hat man allhie die Böhmische Groschen zu schlagen angefangen. Umb das Jahr 1307. war Kuttenberg mit Mauren noch nicht umbgeben und bevestiget; aber die Inwohner / so auß allerley benachbarten Orten und Völckern / wegen deß Bergwercks / allda waren / hatten sich und das ihrige mit Gräben und Bollwerck wol verwahrt / und war das Closter Sedlitz darbey / vom Herrn Heinrichen von der Leipa / und Herrn Jan von Wartenberg gar starck besetzt: also / daß die Teutschen / so Käiser Albrecht der Erste (der gern seinen Sohn / nach dem Tode deß letzten Königs / auß der gedachten Lybussä Stamme / zum König in Böheim gemacht hätte) ins Land gebracht / unverrichter Sachen / abziehen musten. Im April deß 1421. Jahrs / ist Zischka mit den Pragern hieher kommen / weilen diese Bergstadt den Thaboriten viel Leyds gethan hatte. Es seyn aber die Kuttenberger ihnen entgegen gezogen / und haben Gnad begehrt / die ihnen auch widerfahren: aber das obgedachte schöne Closter Sedlitz oder Sedlecz / haben sie / und zwar / wie man sagt / wider deß Zischka Willen / verbrant. Käiser Sigismund hat hernach den 20. Christmonats dieses Jahrs / Kuttenberg wieder eingenommen / und daselbst den gedachten Zischka / nicht weit von der Stadt / auff dem Berg Taurgang genant / belägert; der sich aber durchgeschlagen / und auff Kolin entkommen ist. Als der Käiser hierauff vernommen / wie daß sich Zischka verstärckt hätte / und auff ihn zuzöge / hat er diese schöne Stadt Kuttenberg den 6. Jenner deß 22. Jahrs / gantz außgebrant / damit sie den Hussiten nicht wieder zu theil würde. Seine Ungarn haben auch der unschuldigen Kindlein in der Wiegen nicht verschonet. Und ist er / der Käiser / hierauff eilends nach Teutschen Brod geruckt / konte aber ohne grosse Niderlag / nicht entgehen; wie oben bey Brod gesagt worden ist. Boregk sagt / die Prager hätten nach der Brunst / Kuttenberg wieder angericht; zuvor aber wären die Kuttenberger / daß sie sich so bald dem Käiser ergeben hätten / hart gestrafet worden. Hernach im Jahr 1424. als Zischka der Prager / wie oben bey Kostelecz gesagt / Feind worden / hab er das übrige zu Kuttenberg vollends also außgebrant / daß in einem gantzen viertel Jahr kein Mensch darinn hat wohnen können; wie Lupacius in Calendario

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_070.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2016)