Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 124.jpg

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worden. Boregk sagt am 17. Blat / daß Satz / zun Zeiten Hertzogs Nezamislii / deß Primislai, und der Libussen / Sohn / schon gebauet gewesen / und Anno 812. vom Rohovitz von Versovitz Ungemach erlitten habe. Und am 27. Blat schreibet er / daß umbs Jahr 869. Satz allbereit mit weiten Gräben und hohen Mauren / wohl verwahret gewesen seye. Anno 1422. belägerten die Teutschen diß Satz / so dahin schon ein vornehme und wohl verwahrte Stadt war / mit höchster Macht; aber sie richteten darvor nichts auß / und zogen mit Schaden ab. Anno 1453. bezwang Herr Görg von Podjebrät / Stadthalter im Königreich Böheim / diese Stadt / Anno 1509. ist Görg Kopydlansky / in der Fasten / den Satzern in ihre Vorstadt gefallen / und der Stadt 6. Häuser / auch 2. Dörffer / weggebrant. Anno 1631. bekamen die Chur-Sächsischen diesen Ort in ihren Gewalt / den sie auch fortificiren wolten; wurden aber den 11. Hornung Anno 1632. bey der Nacht / von den Käiserlichen überfallen / und mehrern Theils / sammt vielen Bürgern / nidergemacht / und übel da gehauset; es seyn auch unterschiedliche Böhmische Herren / so sich / bey dem Glück der Sächsischen Waffen / wieder auß ihrem exilio, in selbige Stadt begeben / und allda sicher zu seyn vermeynt haben / gefangen. Es ist gleichwol bald hernach dieses Satz vom Printz Ulrichen auß Dennemarck / und den Sächsischen / wieder mit stürmeter Hand erobert; folgends aber wieder Böhmisch worden.


Schierowitz.

Ein Schloß in Böheim / Herrn Grafen Slawata gehörig / als die Schweden solches eingenommen; die Käiserlichen aber Anno 1645. im Christ-Monat / auff Gnad und Ungnad wieder erobert haben.


Schlackenwald.

Diese Berg-Stadt ligt im Elnbogner Cräiß / nahend Falckenau / Königsberg und Betsha (wie die Tafel setzet / aber Petschau heissen solle) und ein gar kleine Meil von Ellenbogen. Caspar Brusch / in Beschreibung deß Fichtelbergs / sagt / es seye Schlackenwald / wegen deß Zinn-Bergwercks / weit und breit / beruffen: lige eine Welsche Meil von der alten Bergstadt Schönfeld; seye anfänglich vom Herrn Schlaken von Risenberg erbauet worden; davon / und dem Wald (wie dann noch seiner Zeit / im Jahr 1542. da er dieses geschrieben / allenthalben herumb eine wilde und höltzige Art gewesen seye) wie er erachte / auch der Name kommen. Sein gnädigster Herr / Caspar Pflug / nehme auß dieser Stadt zinreichem Bergwerck jährlich über die 30. tausend Gülden. Zwischen Schönfeld und Schlackenwald (davon der Schlackenwalder Bach den Namen) ligt ein Berg / die Hub genant / darauff arbeite man jährlich ein unzehliche Summa Zunitter / darauß man mit wunderlicher Arbeit das Zinn mache: und dieses sagt Bruschius. Andere schreiben / daß diese Herrschafft erstlich der Freyherren von Risenberg gewesen; von welchen sie / durch Heurath / an die Grafen zu Gleichen gelangt / deren einer / Namens Ernst / solches Gebiet dem Fürst Heinrichen von Plauen Anno 1490. verkaufft; von welchem es die Freyherren Pflugen von Rabenstein Anno 1502. bekommen. Als aber Herr Caspar Pflug / Herr auff Petschau und Tochau (von deme Sleidanus lib. 19. p. 528. et 542. und andere Scribenten mehr / zu lesen) vom K. Ferdinando I. weiln er deß Böhmischen Bundes Obrister gewesen / in die Acht erkläret / und verjagt worden / so hat Slaccowald Anno 1547. die Königliche Cammer eingezogen. Anno 1621. hat Graf Ernst von Manßfeld / und bald darauff die Bäyerischen / Schlackenwald eingenommen. Anno 1631. haben diesen Ort die Chur-Sächsischen; Anno 32. aber die Käiserlichen wieder erobert; darauff die Sächsischen Brix / Caden und Commothau verlassen / und sich nach Prag begeben

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_124.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)