Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 180.jpg

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hierauff Olmütz mit drey tausend Mann zu Roß und Fuß / liesse den Ort / so viel in Eil möglich / und nöthig / verschantzen / und den besten Raub / als / Geld / Geschütz / Munition / nach der Schlesien führen / und ordnete den Obristen Wancke / so zuvor in Görlitz das Ober-Gebiet gehabt / den Olmützern zum Commendanten; welcher dann seinem Ampt fleissig obgelegen / und den Benachbarten / ungeacht er umsingelt / oder plocquirt gewesen / viel zu schaffen gemacht / gute Beuten eingeholt / die Stadt mit allerhand Nothdurfft wol versehen / und solche bevestiget; in Außfällen Stöß eingenommen / und auch wieder außgeben hat. Im Herbstmonat / wolte Sterbensgefahr allhie einreissen; darum begab sich Wancke / ausserhalb der Mauren / in eine Schantze / und ließ eine Höhe / so der Bevestigung nachtheilig war / mit Wercken und anderm / verwahren. Im Christmonat fiel er auß / und nahm das Hauß Lischwiz (welchen Ort zuvor Anno 1627. auch der Hertzog von Friedland einbekommen) mit stürmender Hand ein / darinn er viel Früchte / und gute Beute bekam. Anno 1643. um den Anfang deß Brachmonats / ward er / Obrist Wancke / als er ziemlich starck umsingelt gewesen / von seinem Generaln Torstensohn / entsetzt. In diesem 43. Jahr ist allhie in der Thum-Kirchen / unterm Beinhauß / an allerhand Kirchen Ornat / von silbern Bildern / und dergleichen / ein grosser Schatz gefunden worden / welchen man von darauß / mit etlichen Wägen / ab- und nach Pommern / geführet / wie in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 112. a. stehet. Anno 1644. ist Olmütz zum siebenden mal / von den Käiserlichen / angegriffen worden; wie in der Franckfurter Herbst-Relation dieses Jahrs gesagt wird. Und seynd / durch Angeben etlicher Burger / allbereit etlich hundert Käiserlichen in die Stadt kommen; aber weiln die andern draussen ihnen nicht gefolget / oder folgen können; so ist nichts drauß worden / sondern es haben viel ihr Leben darüber lassen müssen; wiewol die gedachten Burger / samt theils Soldaten / durch einen heimlichen Gang / noch entkommen seyn. In der Frühlings-Relation deß Jahrs 45. stehet / es sey solches den 20. Herbstmonats des gedachten 44. Jahrs / geschehen / durch ein verborgen Thürlein in der Stadtmauer / nicht weit vom Thum. In erwehntem 45. Jahr / ist Olmütz / nach der gewaltigen durch die Schweden / in Böheim erhaltenen Schlacht / von ihnen gäntzlich entsetzt / und wieder proviantirt worden.

Was das Bisthumb allhie anbelangt / so ist der erste Bischoff allda der H. Cyrillus gewesen / der umbs Jahr Christi 887. wie es Dubravius rechnet / gelebt. Er war ein gelehrter Slaf oder Wend / der die Crabatisch und Wendische Buchstaben / so von ihme den Namen / solle erfunden / und die Bibel in seine Sprach gebracht haben; wie Aventinus im 4. Buch meldet; wiewol andere solches seinem Gehülffen und Nachfolger im Bisthumb allhie / dem heiligen Methodio, zuschreiben / der Anno 907. sein Leben zu Rom geendet / Cyrillus aber zu Olmütz gestorben / und allda begraben worden / wie abermal Aventin will. Nach deß besagten Methodii Abzug / und nachdem das Königreich Mähren abgethan und zerrissen worden / hat Olmütz keinen eignen Bischoff gehabt / sondern ist ein weil deme zu Passau / ein weil dem zu Regenspurg / ein weil dem zu Saltzburg / ein weil dem Bischoff zu Prag / in den Kirchen-Sachen unterworffen gewesen / biß im Jahr 1063. König Uratislaus in Böheim / die Böhmisch- und Mährische Bisthümer / so eine zeitlang der Pragerische Bischoff / wie gemeldt / beysammen gehabt / getheilet / und seinen Caplan Johannem, zu einem Bischoff nach Olmütz gesetzt / und ihn nach Mäyntz geschickt / daß er daselbst von dem Ertz-Bischoff Sigefrido ordinirt wurde. Aber nach wenig Jahren / hat Gebhardus, Bischoff zu Prag / deß Königs Uratislai leiblicher Bruder / das Mährische Bisthumb an sich gezogen / und / nachdem gemeldter Bischoff Johannes gestorben / dasselbe mit dem Pragerischen / im Jahr 1086. wieder vereinbaret. Im Jahr 1090. hat gedachter König / auß Haß / gegen besagten seinen Bruder / den Bischoff / das Bisthum Olmütz / von den Pragerischen / abermals unterschieden / und unter zwey Bischöffe / den Pracht dadurch zu brechen / getheilet. Seynd also nach denen zwey gedachten Cyrillo und Methodio, allhie Bischöffe gewesen / 3. Johannes I. 4. Sylvester. 5. obgedachter Johannes II. so Anno 1063. Bischöffe worden. 6. Andreas. 7. Petrus.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_180.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)