Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 200.jpg

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Heinrich zu Breßlau folgte / und besagten König zum Erben einsetzte / weiln er mit seinem Bruder Boleslao, Hertzog zu Lignitz / uneins war: wie dann auch die andere Fürsten in Schlesien nicht wol miteinander stunden; daher König Johannes desto leichter zu seinem Vorhaben gelangen konte. Anno 1331. ergab sich auch besagter Hertzog Boleslaus zu Lignitz an Böheim. Anno 33. nahm König Johannes vorgemeldt / das Hertzogthum Glogau mit Gewalt ein / nachdem er den halben Theil vom Hertzog Hansen zu Gur erkaufft / und ihme Hertzog Heinrich zu Sagan den andern halben Theil nit geben wolte. Er König Johannes muste mit dem König in Polen Uladislao Loctico, kriegen / dessen Sohn Casimirus sich hernach mit ihm dem König Johanne, wegen Schlesien / vergliche / und demselben sein Recht daran übergabe; gleichwie auch König Johannes in Polen thate / als der wegen deß Böhmischen Königs Wenceslai, noch ein Recht da suchte: und erbte gemeldter König Johannes die Stadt und das Fürstenthum Breßlau / im Jahr 37. nachdem selbiger Hertzog ohne Erben gestorben; Besagter König Casimirus in Polen handelte gleichwol hernach wider den Vertrag / und nahm Frauenstadt ein / und musten die Fürsten in Schlesien sich mit ihm vergleichen / und ihm selbige Stadt und Gebiet lassen. Mit der Zeit / kamen / wegen Käisers Caroli deß Vierten Gemahlin Annä / einer Hertzogin von Jaur und Schweidnitz / selbige Länder auch an die Cron Böheim: Und hat / unter ihme Carolo, die Teutsche Sprach in Schlesien gewaltig zugenommen. Es werden aber insonderheit folgende Fürsten genant / die sich / wie gemeldt / freywillig an Böheim ergeben / und dem König gehuldiget haben / nemlich Lesco zu Ratibor / Uladislaus zu Cossel / Boleslaus zu Oppeln / Casimirus zu Teschen / Johannes zu Aelschwitz / Conradus zu grossen Glogau und Oelß / Johannes zu Steinau / Heinrich zu Sagan / Boleslaus, Wenceslaus und Ludwig / Hertzogen zu Schlesien / Herren zu Lignitz und Brig. Hiedurch nun ist das Königreich Böheim erweitert / und hergegen das Königreich Polen geschmälert worden: welches auch die Polen so sehr verdrossen / daß sie einen Schluß gemacht / daß kein Fürst in Schlesien / so lang er unter der Cron Böheim verharre / weder zum Könige / noch zu einem Ammt- oder Hauptmannschafft in Polen / solte erhaben werden. Dann die Schlesische Fürsten sich gäntzlich von Polen abgesondert / auch den weissen Adler / welchen sie insgemein von den Polnischen Königen / ihren Vorfahren / ererbt / an Farben und Abwechslung der Adler / und andern geändert / damit sie ja nichts gemeines mit den Polen haben solten. Heutiges Tages lebet auß diesem alten Königlichen Polnischen Stamme nur noch das Hauß Lignitz. Dann die Hertzogen / so sich von Münsterberg schreiben / nicht von den alten Hertzogen; sondern vom Herrn Georgen / Herrn zu Kundstatt und Potjebrat / gewesten König in Böheim / herkommen. Es ist aber Schlesien ein grosses und schönes Land / so sich nach der Länge ziehet. Und sagt Schickfusius, in der vermehrten Schlesischen Chronik / daß die Länge 55. (andere haben 40.) Teutscher Meilen / und die Breite kaum 29. Meilen / hin und her halte. Vom Mittag dieses Landes Mähren / davon es durch das Gebürg / insgemein das Gesenck / und vom Lazio Gabreta Sylva (oder der hohe breite Wald) genant / getheilet wird: vom Abend die Marck Brandenburg / Laußnitz und Böheim / und dann von Mitternacht und Morgen / Polen / sammt einem Theil von gemeldter Marck Brandenburg. Es wird getheilet I. in Ober- und Nieder-Schlesien. Zu Ober-Schlesien gehören die Haupt-Städte / Jägerndorff / Troppau / Teschen / Ratibor und Oppeln. In Nieder-Schlesien seyn Grottkau und Neisse / Brieg / Breßlau / Oels / Münsterberg / Schweidnitz / Jauer / Lignitz / Glogau / Sagan und Crossen. II. Wird es getheilet in 16. Fürstenthümer und 4. Freystandes-Herrschafften. Die Fürstenthümer seyn 1. Ratibor / so der Zeit dem Könige in Polen verschrieben. 2. Jägerndorff / so umbs Jahr Christi 1524. König Ludwig in Böheim dem Marggraf[1] Georgen zu Brandenburg geschenckt und übergeben; darum aber Marggraf Hanß Georg / im nechsten Böhmischen Krieg kommen ist / und jetzt Liechtensteinisch seyn solle. III. Troppau / auch Liechtensteinisch. Und diese 3. Fürstenthümer ligen beyeinander / erstrecken sich biß an das Böhmische

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Maggraf
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_200.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)