Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 236.jpg

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Ringlein im Schnabel führete / im Wappen / auch zum sigeln / gebrauchen / und mit roth Wax sigeln möchte. Nach dieses Königs Tod ist Schlesien / und damit auch die Stadt und Hertzogthum Glogau / wieder an Böheim kommen / und hat König Uladislaus in Böheim / Glogau / Anno 1491. seinem Bruder / Johann Albrecht in Polen / übergeben / der dahin zum Hauptmann den Johannem Cervicovium, ins gemein Polak genant / einen greulichen Tyrannen / gesetzt hat. Anno 1498. bekam diß Fürstenthum deß Königs jünger Bruder / Sigismundus, der selbsten Anno 1502. hieher kommen ist / welcher dieser Stadt viel Guts gethan / und solchem Fürstenthum wieder auffgeholffen hat. Aber / nachdem er König in Polen Anno 1506. worden / so kam diß Land wieder an Böheim / da es dann durch Haupt-Leute regiret / hernach getheilet ward / also / daß das Freystätisch Gebiet an andere kam; wie oben bey Freystat gesagt worden: das übrige blieb bey der Cron Böheim; biß Käiser Ferdinand der Ander seinen General Feld-Hauptmann / Albrecht von Waldstein / zum Hertzog zu Groß-Glogau und Sagan / auch zu Fridland / machte; dessen Regirung aber ein böses Ende genommen hat; und also diese Fürstenthümer Glogau / und Sagan / wieder dem Käiser / als König in Böheim / heimgefallen seyn. Es gehören aber in das Hertzogthum Glogau / ausser der besagten Freystat / die Städte Guhrau / Sprottau / Grünberg / Schwibussen / Beuthen / Pulkwitz / Köben / Neustat / Wartenberg und Primnikau. So wird in den letztern Schrifften auch deß Orts Prüstau im Groß-Glogauischen gedacht / allda die Evangelischen ums Jahr 1617. in ihrer Religion angefochten worden. Es hat / im übrigen / dieses Fürstenthum Glogau ein Privilegium, die Erb- und Lehenfäll belangende / darinnen versehen / daß wo nicht Söhne vorhanden / die Töchter / vor andern Freunden und Agnaten / in Lehen und Erbe / succediren sollen; wie Wehnerus in pract. Observat. pag. 188. schreibet. Aber wieder auff dessen Haupt-Stadt Glogau zu kommen / so hat dieselbe / nach denen oben erzehlten Unfällen / auch Feuersbrünsten / An. 1515. abermals durch Feuer Schaden gelitten / indem den 18. Heumonat / innerhalb 4. Stunden / 1200. Gebäu / das Rathhauß / und die Mühl / abgebronnen. Anno 1617. brante sie fast gar auß / und kamen in dem Feuer und Dampff bey 80. Menschen in den Kellern umb. Die Pfarrkirch / die Schul / das Dominicaner-Closter / und etlich wenig Häuser darneben / blieben unversehret. Also seynd Anno 1615. innerhalb 4. Stunden / 1200. Gebäu / sammt dem Rathhause und der Mühl / abgebronnen / wie Sethus Calvisius in Opere Chronolog. schreibet. Der Autor deß 4. Theils Theatri Europaei, sagt fol. 974. a. es seye umbs Jahr 1622. fast die gantze Stadt im Rauch auffgangen; Niemand hab recht wissen können / wie das Feuer außkommen / die Hirten auff dem Felde hätten damals über der Stadt in der Lufft zween grosse Männer miteinander ringen gesehen / und daß darauff das Feuer wunderbarlich von einem Ort zum andern über Ecke gesprungen / und fürters angangen seye. Und dieweil die Häuser wieder von Holtz auffgebauet worden / so ist kein Wunder / daß sie / samt der Jesuiter-Kirch / im Jahr 1631. auff S. Johannis deß Täuffers Tag / biß auff zwo Kirchen und 16. Häuser / abermals außgebronnen. Es ist sonsten auch diese Stadt / in dem jetzigen Teutschen Krieg / von Käiserlichen / Schwedischen und Sächsischen / heimgesucht / und dann den 6. Brachmonat deß 1634. Jahrs / (in welchem auch / den 15. Hornung / obgedachter Hertzog Albrecht von Glogau / Sagan und Friedland / etc. zu Eger / umgebracht) von den Sächsischen eingenommen worden; nachdem sie solche auch allbereit zuvor den 10. Augustmonat / deß 1632. Jahrs einbekommen hatten. Nach dem Pragerischen Friedens-Schluß / ward sie An. 1635. wieder Käiserisch; die folgends Anno 1640. der Schwedische General Stalhanß vergebens zu erobern versuchte. Aber An. 1642. belägerte der Schwedische General Feld-Marschall Leonhard Torstensohn diese Stadt mit Ernst / bekam auch den 4. Maji / neuen Calenders / erstlich den Dom / mit Sturm / und in 3. Stunden hernach die Stadt / darüber in 800. nidergemacht / über 600. und unter denselben die zween Obristen / Herr Moritz Augustus von Rochau / Freyherr; und der von Schöneich / so darinn gelegen / gefangen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_236.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)