Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 261.jpg

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auß Polen / wider König Matthiam auß Ungarn / bey Olau / und geschahe daselbst / den 12. Weinmonat / ein ziemlich Treffen. Anno 1601. den 27. May / ist die schöne Mühle / mit 8. Gängen / und einem grossen Vorrath an Getreide / allda gantz abgebronnen. Anno 1632. kam dieser Ort in Chur-Sächsische Gewalt. Hat / hernach / sonderlich als die Schweden / in diesem Land mächtig worden / noch mehr außgestanden / und liesse Anno 1646. zu Ende deß Wintermonats / Herr General Wittenberg das Schloß allhie bevestigen; dessen Gemahlin auch allhie Todes verfahren; wie in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 1256. und hernach fol. 1273. b. seq. gesagt wird / daß Anno 1647. der Schwedisch-Wittenbergische General Stab sich allhie befunden; woselbsten der Obriste Guhn zum Commendanten ernennet / ein starckes Magazin angerichtet / ein Real Fort von 4. Bollwercken auffgebauet / und die Stadt in die Fortification eingeschlossen; hingegen das Schloß / so an den Wercken hinderlich / demolirt / oder abgebrochen worden seye.


Oelß.

Diese Stadt ligt in Nider-Schlesien / vier kleine Meil von Breßlau / und gar über der Oder; die Käiser Heinrich der Erste Anno 936. (in welchem Jahr er gestorben) auß einem Marckt-Flecken / zu einer Stadt solle gemacht / und mit einem schönen Privilegio versehen haben. Sie ist zimlich groß / und mit guten Gelegenheiten / auch einer nicht ungesunden Lufft / begabet. Hat eine schöne Kirch / hart am Schloß; ist auch allda eine Probstey / und eine neu auffgemauerte Schul / oder Collegium. Die Fürstliche Burgk ist mit schönen Sälen / Fürstlichen Zimmern / Gewölbern und Kellern genugsam versehen. In der Mitte der Stadt ist das Rathhauß in Stein gantz auffgeführet / samt einem schönen Thurn. Der Ring / Platz / oder Marckt / hält einen rechten Quadrat in sich / und seyn sonsten die Gassen fein und ordentlich abgetheilet. Die Thor / Mauren und Gräben / herum / seynd allbereit / vor dem jetzigen Krieg / ziemlich versehen / und ausser denselben / auch absonderliche feine Vorstädte vorhanden gewesen. Und führet die Stadt / im rothen Schild / einen aufffliegenden Adler / um das Haupt mit einem Schein / und in den Klauen einen weissen Zettel haltend. Sie hat vorzeiten eigene Hertzogen gehabt: Als aber Anno 1492. der letzte Hertzog allhie / nemlich Conradus der Achte / ohne Erben mit Tod abgangen / und solches Fürstenthum dem König Uladislao in Böheim heimgefallen / so hat er solches seines Vorfahren / Königs Georgii in Böheim / Sohn / Hertzog Heinrich von Münsterberg / an statt der Herrschafft Podjebrat in Böheim gelegen / An. 95. geben; dessen Nachkommen dieses Land und Stadt / hernach besessen / auß welchen Hertzog Carl der Ander / Ober-Hauptmann in Schlesien gewesen / der Anno 1617. gestorben / und verlassen Hertzog Heinrich Wentzeln zu Münsterberg / (der zu Bernstatt Hof gehalten / und Anno 1640. ohne mannliche Erben / diese Welt gesegnet hat) und Hertzog Carl Friederich zu Münsterberg / so Anno 1593. gebohren worden / und allhie zur Oelß sein Hoflager / mit dero Gemahlin / Frau Anna Sophia / Hertzog Friederich Wilhelms zu Sachsen hinterlassenen Fr. Tochter / angerichtet hat; und der Augspurgischen Confession zugethan gewesen / (wie dann in obbesagten beyden Kirchen / vom Superintendenten / und Probsten / die Evangelische Religion exercirt wird) der aber Anno 1647. gestorben ist. Es gehören in dieses Fürstenthum Oelß / die Städte Bernstatt / Festenberg / Kunstatt / Stroppen / Mösebahr / Hundsfeld und Trebnitz. Sonsten haben hochgedachte Hertzogen zu Münsterberg / neben der Herrschafft Sternberg / auch die Herrschafft Jaischwisch in Mähren / und die Mesiborischen Güter in Schlesien. Obgedachte Hauptstadt Oelß hat durch Krieg

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_261.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)