Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 275.jpg

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Lehen / ansprache / so wurd ein Tausch zwischen ihme / und Churfürst Moritz zu Sachsen / hochgedachten Hertzog Heinrichs Sohn / getroffen / und Käiser Ferdinando das Fürstenthum Sagan eingeantwortet / so nun 77. Jahr bey Sachsen gewesen war. Darauff alsobald die Catholische Ordens-Personen deß Stiffts zu Sagan / (so sich unterdessen in ihrem Closter still betragen / und ihrer Güter gewartet haben) die Pfarrkirch begehrt / und angefangen Meß zu halten / so 10. Jahr lang unterlassen worden: und muste der Rath den Catholischen die Pfarrkirche einraumen / und das öde Franciscaner Closter / so obgedachter Hertzog Heinrich dem Rath geschenckt hatte / einnehmen. Als aber Anno 1553. höchstgemeldter Käiser Ferdinand / dieses Fürstenthum / samt den Bibersteinischen Herrschafften / Sora / Tribel / Fridland / etc. Marggraf Görg Friederich zu Brandeburg / an statt Oppeln und Ratibor (so seinem Herrn Vattern / Marggraf Görg / für eine gewisse Summa Gelds versetzt gewesen; und der Käiser Ferdinand damaln der Königin Elisabeth auß Ungarn / als sie Ihro Majestät Siebenbürgen abgetretten / zustellen lassen) übergab; da muste Anno 1557. auff Befelch deß Marggrafen / der Abbt die Pfarrkirche der Stadt wieder einraumen / und die jährliche bestimmte Pension für die Kirchen- und Schul-Diener hergeben; Aber Anno 1558. wurde der Marggraf bezahlt / und muste es daher wieder abtretten: darauff auch der Abbt auff ein neues zu klagen angefangen / und es auch im Jahr 1560. erhalten hat / daß der Rath wieder von der Kirchen weichen / und die Seinigen selbsten besolden muste; der gleichwol endlich erlangt / daß die Burger ihr kleines Baarfüsser Kirchlein erweitern möchten. Folgender Zeit / hat Herr Seyfrid von Promnitz solches Fürstenthum / als einen Pfandschilling gehabt. Hernach ist es auff Hertzog Albrecht zu Fridland kommen; der aber Anno 1634. zu Eger ermordet worden / und keinen mannlichen ehelichen Leibs-Erben hinterlassen hat. Unter seinem Schutz hielte sich allhie / zu Sagan / Herr Johannes Kepler / der berühmte Mathematicus, etliche Jahr auff / und liesse allda einen Theil seiner Ephemeridum, in seiner eignen Druckerey verfertigen. In dem V. Theil deß Theatri Europaei stehet am 1175. Blat / daß der Fürst von Lobkowitz Anno 1646. von Ihro Käiserlichen Majestät das Fürstenthum Sagan kauffsweiß an sich gebracht / auch selbige Unterthanen bereits damaln ihme hätte huldigen lassen. Es seyn in dieser Haupt-Stadt also zu sehen / die obgedachte Burgk / oder das Schloß; Item / 2. Clöster und die Pfarrkirche zu unser lieben Frauen genant. Anno 1351. und 1369. ist diese Stadt abgebronnen. Anno 1472. als obgedachter Hertzog Hanß / der Tyrann / seinen Bruder Balzarn / allhie belägerte / und Feuer-Kugeln in die Stadt schoß / da verbrante sie gantz und gar / samt der Kirchen / und einem grossen Theil deß Closters / darein die Burger das ihre geflehnet hatten. Und obwoln die Stadt wieder erbauet worden / so brante sie doch Anno 1486. abermals ab. Anno 1628. um den 13. Weinmonat / sahe man allhie ein grosses Wunderzeichen / davon in der Franckfurtischen Frühlings-Relation / deß 1629. Jahrs / am 33. Blat / zu lesen. Anno 1639. oder 40. kam die Stadt Sagan an die Schwedisch-Stalhansische; Anno 1641. an die Käiserliche; und Anno 1642. wieder an die Schwedisch-Torstensohnische; ward aber darauff von den Käiserlichen / und sonderlich das Schloß / abermals belägert / und im Christmonat deß 43. Jahrs / erobert.


Schlava / Schlawa.

Ein Städtlein / welches Joh. Angel. à Werdenhagen de Rebusp. Hanseat. und Melch. Nehel, in Beschreibung deß 10. jährigen Sächsischen Kriegs / und im Anhang daselbst von Schlesien / zum Fürstenthum Groß-Glogau / ziehen: Ligt an der Herrschafft Beuthen Gräntzen / und nahend Groß-Polen. Hat einen grossen See / der Slavische See genant. Vermög deß Fürsten-Tags Schlußes im Jahr 1578. hat solches Städtlein bevestiget werden sollen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_275.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)