Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 024.jpg

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gewust: So hat man doch nach den Zeiten Carls deß Grossen / auch allhie angefangen Stätte / Schlösser / Flecken vnd Häuser zu bawen / wiewol die Statt Bardewick viel älter gehalten wird / welche aber im Jahr 1189. von Hertzog Heinrich dem Löwen zerstöret worden / wie vnten mit mehrem gemeldet werden soll. Anjetzo seyn die vornehmsten Stätte dieses Landes / welche auch jedesmahl auff Landtäge beschrieben werden / Lüneburg die Hauptstatt deß Landes / Vltzen / Zell / da die Fürstliche Residentz ist / Andere kleine Stätte seyn Harburg / Walßrode / Rehtem / Burchtorff / Giffhorn / Winsen an der Luhe / Soltau / Blekede / Dalenburg / Schnakenburg / Fallerschleben / Wintingen / etc. Die vornehmsten Fürstl. Schlösser seyn zu Zell / Harburg / Giffhorn / Winsen / Fallerschleben. Nebenst dem hat es in diesem Fürstenthumb verschiedene wolerbawete Ampthäuser / Klöster / deren noch sechs im Stande / vnd darin Jungfern vnterhalten werden / Adeliche Sitze / sampt Flecken vnd Dörffern / darin die Einwohner ihren Auffenthalt haben.


Regierende Herren.

Was vor Zeiten in diesem Hertzogthumb vor Regiment vnd Obrigkeit gewesen / ist / biß auff deß ersten Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / Herrn Otten Sohn / Hertzog Johann / als welcher zu erst das Fürstenthumb Lüneburg allein regiert / dieses Wercks Gelegenheit nach in vorhergehendem gemeinen Bericht gemeldet worden: Wollen nun von diesem Hertzog Johann wieder anfangen / vnd seine Nachfolgere am Regiment erzehlen. Er hat sein Fürstenthumb nach beschehener Theilung / vngefehr noch acht Jahr regieret / inmassen Er Anno 1276. diese Welt gesegnet. Seinen Leichnam haben seine Adeliche Landsassen von Dalenburg ab / auff ihren Achseln nacher Lüneburg getragen / woselbst Er in der damahligen Klosterkirchen zu S. Michaëlis begraben. Ihm ist in der Regierung deß Fürstenthumbs Lüneburg nachgefolget / sein Sohn Otto der Gühle oder Strenge genant / vnd derselbe hat die Graffschafften Dannenberg vnd Lüchau zu bemeldetem Fürstenthumb gebracht. Als Er die Regierung bey die 53. Jahr geführet / ist Er im Jahr 1330. im Aprili, Todes verblichen / vnd in S. Michaëlis Kloster zu Lüneburg begraben worden.

Nach Ihm haben seine hinterlassene Söhne / Hertzog Otto / vnd Hertzog Wilhelm / 24. Jahr mit einander regieret / biß Hertzog Otto Anno 1354. den 18. August. auß dieser Welt verschieden / wie zuvor sein eintziger Sohn / auch Otto genant / da Er noch ein junges Herrlein gewesen / vnd in einem Rollwägelein gangen / von der Brücken in die Elmenau gefallen / vnd ertruncken / vnd also diese Linie damit erloschen. Dann ob zwar deß Aeltern Hertzog Otten Bruder / Hertzog Wilhelmen / die Regierung wieder heimgefallen / so hat derselbe doch keine Männliche LeibesErben gehabt. Wie Er nun solches gesehen / hat Er anfänglich seiner Tochter Elisabethen (welche Hertzog Otten zu Sachsen vermählet war) Sohn / Hertzog Albrechten zu Sachsen / zum Erben deß Hertzogthumbs Lüneburg eingesetzet / hernacher aber seine Meynung geändert / und seinen Eidam vnd Vettern / Hertzog Ludwigen von Braunschweig (dem Hertzog Wilhelmen ältiste Tochter / Fraw Mechtild / vermählet war) zu sich erfodert / vnd demselben die Regierung im Jahr Christi 1355. abgetretten. Als aber dieser Hertzog Ludwig / etwa 3. Jahr hernach / Anno 1358. ohne LeibesErben mit Tode abgangen / (da Er dann zu Weinhausen begraben worden) hat Hertzog Wilhelm desselben Brudern / Hertzog Magnum mit der Ketten / in das Hertzogthumb Lüneburg erfodert / vnd an seine Vnterthanen begehret / Ihme die Huldigung zu leisten / wozu sie sich zwar erbotten / jedoch mit diesem Bedinge / wann Hertzog Magnus sie gegen den Keyser Carl den Vierdten / vnd gegen die Hertzogen von Sachsen / schützen vnd verthedigen könte vnd wolte. Obgedachter Hertzog Wilhelm ist im Jahr 1368. (oder wie etliche wollen 1369.) Todes verfahren / Imgleichen auch Hertzog Magnus der Eltere / Hertzog Magni Torquati Vatter. Also seyn beede Fürstenthümber / Braunschweig vnd Lüneburg / wieder zusammen kommen / vnd Hertzog Magno mit der Ketten heimgefallen. Damit hat aber vorerwehnter

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)