Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 035.jpg

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an andere Oerter tragen / und sich dadurch / will nicht sagen / mit was Fug / doch reichlich ernähren sollen / zu dem untrügliche Anzeigen verhanden / daß unsere Vorfahren ebenmässig an unterschiedlichen Orten darnach geforschet / und geschurffet / aber weil etwa die grossen Verender- vnd andere Behinderungen sich in den Weg geleget / nicht nachgesetzet haben.


Vornehme Flüsse der Grafschafft.

Sonst wird auch die Grafschafft Blanckenburg und Reinstein von verschiedenen Flüssen begossen / unter welchen (1.) die kalte Bode / (2.) die warme Bode / wie auch(3.) die Rapbode oder Rattbode / und (4.) Lubbode / der kleinern anjetzo zu geschweigen / die vornehmsten seyn / und Wald und Feld fruchtbar machen.

Und wie das Wort Bodo / Bode / oder Vode / ein alter Teutscher Mannes-Nahme ist / wie B. Lutherus in seinem Onomastico bezeuget / von dem Teutschen Wort Vöden / das ist / ernähren / seinen Ursprung hat / und so viel als alumnus oder ernehren heist / solcher Nahme auch bey dem Gräfl. Blanckenburg. Reinsteinischen Mannstamm sehr gebräuchlich gewesen / daneben die alten Teutschen für eine sonderbare Ehre / ja gleichsam für ihr Schild und Helm gehalten / daß sie denen Flüssen / Bergen und Ländern / die sie etwa beherrschet / und in ihre Gewalt gebracht / nach ihrem Namen genennet haben:

Also inferiret sich daher gar probabiliter, daß dieser Fluß von seinem Herrn vor Alters den Namen bekommen / welches denn auch dadurch mehr behärtet wird / daß Feinbodo / Lubbodo / Rab- oder rectius Rattbodo / nach Anzeige der Teutschen Geschichtbücher / gleichfalls uhralte Teutsche Mannes-Nahmen seyn / und die letztere beyde mit zweyen Bodeströmen artig überein stimmen.

Der erste Bodefluß wird die Kalte Bode genant / hat ihren Ursprung beym kleinern Brocken / ohngefehr zwo Meylen über Elbingerode / fleusset herab vom Abend gegen Morgen / und treibet mit ihrem Strom folgende Sägemühlen / und Eisenhütten / 1. Miseriam, das Elend / 2. Librum, die Last / 3. Mangonis Lignetum Mangenholtz / 4. Novam ferrariam, die Neue Hütte / 5. Luderiaulam, Ludershoff / 6. Lyncis specum, Luchsholl / 7. Regis aulam, Königshoff.

Der ander Bodestrom / die warme Bode benantlich / quellet etwa eine halbe Meile vom Andreas-Berge / einer Bergstadt in der Graffschafft Lauterberg / unten am Berge / die Uchtmanns Höhe benantlich / so dem Brocken an der Mittags- oder Sündenseite liget / und dienet den Eisenhütten 1. zum Broumlahe / 2. zu Vogelsfelde / 3. zur Sorge / und 4. zur Tanne / und den Sägemühlen / 5. zum silbern Kulcke / und Spielbecke / endlich conjungiret er sich beym Königshofe / im Ampte Elbingerode oder Eiligerode / und leistet ferner gute Dienste den Eisenhütten / als da seyn (1.) ad Drogonis vadum, Drochfort / (2.) Laminarum ferraria, die Blechhütte / (3.) Raparum ager, Rübeland / (4.) novum opus, Neue Werck / welches in dem leidigen Krieg zwar durch die Soldaten eingeäschert / aber der Durchleuchtige / Hochgeborne Fürst und Herr / Herr Augustus, Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg / nachdem die Grafschafft Blanckenburg Ih. Fürstl. Gn. angestammet / anjetzo wieder erheben / auffbauen / und daselbst einen hohen Ofen / einen Frischherd / Blech- vnd Zehent-Hammer anrichten lässet / (5.) Vetus ruina, Altenbrach / (6.) Vandalorum vadum, Wendefurt.

Der dritte Bodenstrom wird von den Inwohnern die Rap- aber rechter Rattbode geheissen / und entspringet etwa eine viertel Meile über dem Flecken oder Dorffe Benniconis-Saxum, Benneckenstein / läufft von dannen nach dem Flecken oder Dorffe Druidum-Saxo, oder Drudenstein zu / folgends kompt er zwischen dem Neuenwerck und Wendefurt in obberührte grosse Bode.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_035.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)