Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 069.jpg

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Herren Grafen zu Blanckenburg vnd Reinstein Residentz Statt / vnd metropolis der gantzen Graffschafft Blanckenburg Reinstein gewesen / vnd wie wohlermelte Herren Grafen vor Jahren / wegen ihrer Macht vnd Gewalt / guten theils so hitzig für der Stirn gewesen / daß Sie alles auffs Faustrecht gestellet / vnd mit den benachbarten Stifftern vnd Stätten manche Haarheutsche gewaget / Also hat die gute Statt Blanckenburg dabey vnter keinen Rosen gesessen / sondern die Haar zum offtern mit darzu thun / vnd Leib vnd Leben in die Schantze setzen müssen / sich aber dabey jederzeit vnverweißlicher Trew / vnd also erzeiget / daß die Herren Grafen Sie lieb vnd wehrt gehalten / vnd mit so stattlichen privilegiis in Gnaden angesehen / daß Sie auch damit mancher grossen Statt zuvor thut.

Anno 1182. hat Keyser Friederich Barbarosa / darumb / daß die Grafen zu Blanckenburg / vff ihres ordentlichen Lehenherrn / Hertzogen Heinrichen deß Lewen Seiten / wider den Keyser / steiff vnd fest gehalten / sich mit einem grossen Heer für Blanckenburg gelagert / vnd die Statt / wiewol sie zimblich Widerstand gethan / eingenommen / daher dann der Ort / da deß Keysers Läger gewesen / noch auff den heutigen Tag der Keyser-Plan genennet wird.


Fürstliches Stifft S. Blasii in Braunschweig.

Die StifftsKirche S. Blasii in Braunschweig / ist anfänglich Anno Christi 1030. daselbsten in der Burg Danckworderode / (welche von Hertzog Danckword zu Sachsen / Anno Christi 861. mit einer Mawer ist vmbzogen / vnd nach dessen Nahmen genennet worden) von Ludolffo / Marggrafen in Sachsen / Brunonis Sohne erbawet / vnd von Gotthardo dem 14. Bischoffe zu Hildesheim / in die Ehre der H. Aposteln / Petri vnd Pauli, geweihet worden.

Anno 1172. hat Hertzog Heinrich der Lewe / die alte Kirche auff Danckwerderode / so in die Ehre S. Petri vnd Pauli geweihet gewesen / abbrechen / vnd sie von newem / in die Ehren S. Blasii, vnd Johannis Baptistae, auch die zwey Capellen / S. Georgii vnd S. Gertrudis, sampt anderen trefflichen Gebäuden / anrichten / vnd verfertigen lassen.

Vnd ist in demselben Jahre das berühmte monumentum deß ehrnen Löwens / welches noch anjetzo daselbsten zu sehen / auff dem Platze vor der Burg / an der seiten der Kirchen / nach Mitternacht werts / von demselben auch auffgerichtet worden.

Anno 1195. am Abend Jacobi Apostoli, ist vorhochgedachter Hertzog Heinrich der Löwe / ein mächtiger / vnd in den Historien hochberühmter Fürst gestorben / vnd in diese Stifftskirche begraben worden; davon nachfolgende Verse an einer Tafel / in obberührter Kirchen sich befinden:

Hic jacet Henricus quondam dux, Conditor hujus
Ecclesiae Dignus, Nobilitate Pius.
Moribus ornata sibi conjux est sociata
Pauperibus larga, simplicitate bona.
Inclyta Mechtildis Anglorum filia Regis
Nutriat angelicis hos Deus ipse cibis.
Ad-jacet optatus Rex horum sanguine natus
Otto Coronatus, vermibus esca datus:
Hujus erat Sponsa Philippi stirps generosa
Filia formosa, nunc cinis, ante rosa:
Qui legis haec metra, memor horum sis peto, pensa
Quid caro? quid vita? quid Res? nisi mors, cinis, umbra?

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)