Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 098.jpg

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als Pastorn dieses Orts / vnd dessen Diaconum celebriret wird / dazu am GottesAcker ein feines Kirchengebäw verhanden / in welchem bey Begräbnussen gepredigt / vnd der Gottesdienst abgewartet wird.

Am Marckte ist ein newerbawtes kostbares Fürstlich Ampthauß belegen / darinnen / was zu fortsetzung deß Bergwercks gehöret / angeordnet / verwaltet / vnd bestellet wird.

Auß Fürstl. gnädiger Concession vnd Bergfreyheit / bestehet das Regiment auff dieser Bergstatt in zweyen Gerichten / als dem Bergampt / vnd Richter / vnd Raht / derogestalt / daß wie ein Fürstl. Bergampt in Bergsachen / also Richter vnd Raht in Civil- oder Bürgerlichen Sachen / nach gelegenheit derselben zu erkennen / vnd Recht zu sprechen hat.

Der mehrertheil der Einwohner seynd Berg- vnd Hüttenleute / vnd bestehet die übrige Mannschafft in Handwercks- vnd Handelsleuten / deren eine Commun nicht entrahten kan.

Eine Meile von dieser Bergstatt / gegen Orient / ligt die Bergstatt Altenau / vnd drey Meilen der benambte Brockensberg. Zwischen Auffgang vnd Mittag ist belegen die Bergstatt S. Andreasberg. Gegen Mittage die Statt Osterrode / auff zwo Meilweges. Gegen Mitternacht / vnd gar nahe an dieser Bergstatt / ligt die Bergstatt Zellerfeld / der Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischen Communion angehörig / vnd scheidet dieses vnd jenes territorium ein Wasser / der Zellbach genant / sampt denen dabey befindlichen Marcksteinen.

In solcher gegend / auff zwo Meil weges / ist belegen die Reichs-Statt Goßlar / sampt den Rammelsbergischen Bergwercken. Nicht gar weit von dieser Bergstatt / entspringet der Fluß / die Innerste genant / an einem sumpffigen Ort / so da heisset der Beerenbruch / solcher Fluß laufft durch den Hartzwald / auff die Statt Hildesheimb zu.

Anno 1631. den 18. Junij / Abends vmb 10. Vhr / gerieth in selbiger Bergstatt / durch einen Donnerschlag / die Sorgegasse in den Brand / darüber 44. Wohnhäuser im Rauch auffgiengen.

Anno 1634. am Abend S. Matthaei / vmb 9. vhr / ist daselbst eine grosse Fewersbrunst entstanden / welche in eines Kleinschmiedes Behausung auffkommen / vnd hat solches Fewr innerhalb sechs Stunden 166. Wohnhäuser / eine schöne auff dem Marckt belegene Kirche / sampt Pfarr- Schulen- vnd Rahthauß verzehret / vnd diese Bergstatt in grossen Ruin gebracht.

Anno 1639. den 15. Aprilis / am Ostermontage / ist abermal auff dieser Bergstatt ein Fewer auffkommen / durch welches innerhalb 3. Stunden 53. Gebäw / so von voriger Fewrsbrunst vnbeschädiget blieben / verzehret vnd eingeäschert worden; Ist aber durch Göttliche Verleihung alles fein wieder erbawet / vnd in guten Stand gebracht.


Coldingen.

Es ist dieses Ampthauß im Fürstenthumb Calenberg / im Jahr 1364. bawet / an einem sehr fruchtbaren vnd anmühtigen Ort / vff eine halbe Canonschuß nach der Westseiten / an der Leina / worüber eine höltzerne Brücke gehet / vnd an herrlichen vnd außträglichen Feldern vnd Wiesen / insonderheit / wie die Einwohner es nennen / an der Reuter-Marsch gelegen / hat nach dem Norden hin die Fürstliche ResidentzStatt Hannover / vff eine Meil weges. Wovon es den Nahmen habe / kan man eigentlich nicht wissen; Ist in den / zwischen Braunschweig Lüneburg / vnd Hildesheimb / in anno 1519. vnd folgenden Jahren entstandenen Kriegen vnd Fehden / gantz verwüstet vnd zerstöret worden / biß es von weyland Herrn Hertzog Heinrich Julio wieder erbawet / vnd nach vnd nach mit allerhand Gebäwden gantz bequem / biß zu gegenwärtigen abgerissenen Zustand / verbessert worden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)