Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 117.jpg

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Forst.

Es wird das Fürstliche Wolffenbüttelsche Ampt Forst sonsten die Herrschafft Eberstein genant / vnd ist das vhralte Schloß Eberstein nicht weit von dem Hause Forst / vngefehr ein gut viertel einer Meile weges / auff einem hohen Berge / der Burgberg genant / mit stattlichen Büchen Bäumen bewachsen / gelegen: Ist vor Zeiten ein festes Schloß gewesen / wie dann auch noch heutiges Tages die rudera vnd alte Maurwercke verhanden.

Als Albrecht Hertzog von Braunschweig die von der Asseburg / wegen ihrer Vppigkeit vnd Vngehorsamb verjaget / vnd ihnen kaum das Stättlein Brackel gelassen hätte / verdroß solches Graff Dieterichen von Eberstein / derselbe brachte den Ertzbischoff von Meintz auff / vnd fiel mit ihme dem Hertzogen ins Göttingische Land / ward aber darüber gefangen / vnd weil er wider seinen Herrn das Schwerdt ergriffen / schmählich getödtet; dann er bey den Füssen auffgehenckt worden / vnd also biß in den dritten Tag quälen / vnd elendiglich sterben müssen. Seine Gemahlin / die er mit vielen Kindern nachließ / war eine Schwester Hermanni / deß acht vnd dreissigsten Bischoffes von Cammin / eine geborne Gräfin von Gleichen / vnd weil sie bey ihres Herrn Bruder / Graff Otten von Eberstein / wenig Trostes zu gewarten hätte / sandte sie ihrem Bruder Hermanno / dem Bischoffe / ihre vier junge Söhne zu / derselbe verehrete Ottoni dem Eltisten vnter ihnen / die Herrschafft Newgarten in Pommeren / vnd machte die anderen drey Brüder / als Wißlaff / Moritz / vnd Bernhard / zu Thumbherren zu Cammin / etwa vmbs Jahr Christi 1263.

Ob nun wol gedachte Grafen also in Pommern einen Sitz ergriffen / so behielten sie gleichwol die gesampte Hand an der Graffschafft Eberstein / im Braunschweiger Lande / aber hernach ist solche Graffschafft in frembde Hände gerahten. Dann als im Jahr 1322. Ernst von Grubenhagen / Graff Heinrichs von Eberstein Tochter heurahtete / hat er mit derselben ein stück von der Graffschafft mit bekommen / das übrige Theil ist hernach an die Hertzogen von Braunschweig gerahten / vnd das zwar daher / der letzte Graff von Eberstein / auß Graff Otten / Dieterich Bruders / Linien / hatte einen Grafen von Homburg erschlagen / vnd zwar in der Kirchen zu Amelunxborn / drumb zog Hertzog Bernhard die Graffschafft Eberstein ein / vnd wolte sie dem Grafen nicht ehe wieder einantworten / biß er seine Tochter Elisabeth seinem Sohne Otten zur Ehe gab / mit dem Gelübde / daß weil er keine Männliche Leibes-Erben hätte / gemelter Otto die Graffschafft erben solte.

Weilen nun das Hauß Eberstein verwüstet vnd verfallen / die Herrschafft zerrissen vnd zertheilet / vnd also ihr Ende genommen / so ist noch dieses Ampt vnd Hauß Forst / an dem Weserstrom belegen / vnter dem Nahmen deß gewesenen Hauptschlosses vnd Herrschafft Eberstein / davon verhanden. Ist sonst an Gebäude sehr schlecht / aber lustig / vnd hart an dem schiffreichen Weserstrom gelegen.


Förste.

Das Adeliche Gut zu Förste / im Fürstenthumb Grubenhagen belegen / ist von denen von Oldershausen für etlichen hundert Jahren erbauet / die Söese fliesset hinter dem Hause zu Förste durch das Dorff / vnd bey dem Wohnhause ist ein springende Quelle / so zwey Mühlen treibet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)