Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 199.jpg

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vnd Schäfferey-Hofe verscheidene schwere / doch nohtwendige newe Gebäude angerichtet / vnd die alte im Stande vnd Besserung gehalten. Zur Situation dieses Sitzes gehöret auch / daß es auff ein zwo / oder drey Meil weges / mit den allenthalben beruffenen Rammelsbergischen / Zellerfeldischen / Wildemannischen / Lautenthalischen vnd Grundnerischen Bergwercken / welche in außträglicher menge Silber / Bley / Kupffer / Eisen / Saltz / Victriol / Schwefel / vnd andere Mineralien hergeben / zu nechst benachbartet ist.

Der Fruchtbarkeit halber scheinet es dieser Endes zimlichen Boden zu haben / weilen aber die gestrenge scharffe Hartzlufft / den mehrentheil der Jahren pflegt ins mittel zu kommen / leiden die Feld- vnd vorauß die Baumfrüchte / ins gemein schaden vnd abnehmen.

Allhie in der nähe / an dem beruffenen Heinrichs Winckel geheissen / hat der Keyserliche vnd Bayersche General Graff Johann von Tylli / sich Anno 1626. an die Königliche Dennemärckische Armada gehencket / dieselbe chargiret, vnd folgenden Tages bey Lutter am Backenberge in offener Feldschlacht überwunden.


Klotze.

Ist ein Fürstliches Lüneburgisches Ampthauß / rund vmbher mit der Marck Brandenburg begrentzet / vnd ein kleiner Flecken dabey. Das Hauß ist ein altes Gebäw / vmbher mit einem Graben begriffen / vnd liget an einer seite im Morast. Wer es zu anfangs gebawet habe / davon findet sich keine Nachricht. Das jetzige rechte Wohnhauß aber hat Hertzog Ernst zu Braunschweig Lüneburg hochseliger Gedächtnuß / auff die Mauren wieder erbawen vnd verbessern lassen.

Albertus Krantzius lib. 10. Saxon. cap. 13. vnd 14. vnd auß ihm Bunting in seiner Chronicke / schreiben / daß Hertzog Bernhard vnd Heinrich zu Braunschweig vnd Lüneburg / wie Sie im Jahr 1388. mit Marggrafen Jodoco vnd Procopio zu Brandenburg Krieg geführet / für die Burg Klotzeke oder Klotze kommen / welche damals die von Quitzau innen gehabt / vnd so mannlich verthädiget / daß die Hertzogen vnverrichter Sache davon abziehen müssen. Weiln aber auß solcher Burg viel raubens vnd plünderns an reisenden Leuten verübet: So haben obbemelte beyde Hertzogen / mit Hülffe Ertzbischoff Albrechten zu Magdeburg / sich abermahl wieder davor gemachet / sie mit Sturm erobert / vnd die Strassenrauber zu gebührender Straffe gezogen.


Knesebeck.

Dieses Fürstliche Lüneburgische Ampthauß liget an einem Holtze / der Barnbruch genant. Ist vor diesem auff einem sumpfigen Orte erbauet / mit Pfälen / dessen man noch Merckzeichen hat / vmb- vnd außgerammet / vnd mit einer Mauren / so auß dem Grunde auffgeführet / auch mit zweyen Wassergraben / über deren jeden eine Zugbrücke gehet / vmbgeben. Es haben dasselbe / dem Bericht nach / die von dem Knesebeck / ein altes Adeliches Geschlecht / vor vielen vndencklichen Jahren her erbawet / auch lange Zeit besessen / biß es endlich an den Landesfürsten kommen / vnd zum Fürstlichen Ampthause gemachet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)