Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 217.jpg

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Newe Liechtenberg zu bawen angefangen worden. Sind also von dem alten berühmten Liechtenberge nichts mehr / als die rudera, vnd die hohen Gemäwr von einem starcken Thurn annoch übrig / welches man annoch weit vnd breit sehen kan.

Das jetzige Ampthauß Liechtenberg ist vnten an dem Berge gelegen / mit allerhand zur Haußhaltung nöhtigen Gebäwen zur gnüge versehen / wiewol das rechte Wohnhauß zu sonderlicher Bequemlichkeit nicht aptiret ist. Ist sonst ein zimlich gesunder vnd lustiger Ort / auch das gantze Ampt / sampt dessen Dörffern / annoch in zimlichen Stande / vnd eins von den vornehmsten Fürstlichen Braunschweigischen Wolffenbüttelschen Cammer-Aemptern.


Lockum.

Dieses Closter ist gelegen im Fürstenthumb Braunschweig Lüneburg / Calenbergischen Theils / zwischen der Leine vnd Weser / ein Meile von dem Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischen Ampthause Reheburg / an einem von Wäldern vnd Aeckern nicht vnfruchtbaren Ort. Ist fundiret zu der Ehre Gottes / von einem Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischen Vasall vnd Lehenmann / der vhralten Graffen von Hallermund / so Wulbrandus geheissen / in anno 1163. Die ersten Münche seynd auß dem Closter Volckeroda in Thüringen dahin geschicket / vnd seynd jetzo daselbst gelahrte vnd verständige Conventuales, welche den Gottesdienst nach Anleitung der Augspurgischen Confession verrichten. Es wird auch der Zeitliche Praelat daselbst vff die vorfallende Landtäge Calenbergischen Fürstenthumbs beruffen / vnd vertritt allda vnter den Geistlichen die Oberstell.


Luchow.

Die Statt Luchow ist im Dannenbergischen Antheil deß Fürstenthumbs Lüneburg / vngefehr zwo Meile von Saltzwedel gelegen / vnd soll der Ort / wo jetzund die Statt gebawet ist / vor Jahren nur ein Paß oder Damm gewesen seyn / dabey zwey kleine Beystrassen / vnd bey einer jeden ein Krug oder Wirthshauß nur gelegen haben. Es befindet sich auch / wann newe Brunnen gegraben / daß in der Erden / bey zwey Mann hoch / vnd tieffer / lauter Bohlwerck von Eichen / Ellern / oder Büchen Holtz / gar starck / wie Haußbalcken / über einander gelegt / welches man alles mit Axten bey Stücken abhawen / vnd herauß bringen müssen / dahero dann zu schliessen / daß diese Statt sey auff lauterm sümpfigen vnd morastigen Grunde fundiret vnd gebawet. Es sind auch vor vielen Jahren die Steinwege in der Erden zwey oder dreymahl erföhet / vnd wieder gepflastert / welches dann Anno 1626. als man einen Pfal eines Mannes hoch / worüber grosse Ketten gespannen / in die Erde setzen lassen / auch wahrgenommen / vnd so viel Steindämme befunden.

Diese Statt ist gelegen / der Apparentz der Mauren nach / womit sie anfangs / vnd noch guten theils vmbgeben / in einer runde / hat eine Hauptgasse / so die grosse lange Gasse heisset / welche zwey Thore hat / davon das eine / so im Osten oder gen Auffgang der Sonnen ligt / das Saltzwedelsche Thor / von der Statt Saltzwedel / drey Stunden von hinnen in der Marcke daran grentzet / genant wird: Das ander wird das Drafeinsche Thor / von dem da hinauß ligenden Wendischen district vnd Dörffern / der Drafehn von Alters geheissen / genennet; Es sind auch an dieser grossen langen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)