Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 265.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Radolffshausen.

Zu welcher Zeit dieses Fürstliche Braunschweig-Lüneburgische Grubenhagisches Ampthauß gebawet oder gestifftet / davon ist keine gewisse Nachricht vorhanden / ohne daß es ein altes Schloß / vnd den Edlen Herren zu Plesse / die dasselbige von den Hochlöblichen Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / Grubenhagischer Linie / etliche 100. Jahre zu Lehen getragen / zuständig gewesen / Inmassen dann einer von denselben stets daselbst residiret hat. Nach dem aber der rechte Herr / Dieterich zu Plesse / in anno 1571. mit Tode abgangen / ist diß Ampt / mit allen Pertinentien / dem domaligen regierenden Landesfürsten / Hertzog Wolffgangen zu Braunschweig vnd Lüneburg / Christmilder Gedächtnuß / wieder anheimb gefallen / vnd von S. Fürstl. Gn. vnd deren Hochlöbl. Nachkommen / biß an den heutigen Tag ruhiglich possediret / vnd ersessen.

Es ist aber dieses Ampthauß gelegen zwischen den beyden Stätten / Göttingen vnd Duderstatt / so 3. Meil weges von einander / fast in der mitte. Die Gebäwde seynd für Jahren zwar zimblich gewesen / jedoch nach der alten Manier / vnd das Schloß etwas enge begriffen / vnd mit einem geringen Wall vnd Wassergraben vmbgeben / in anno 1626. aber die Gebäwde mehrentheils von den Kriegsleuten abgebrant / vnd eingeäschert worden.


Rammelsberg /
Sampt einer kurtzen Beschreibung deß weitberuffenen Rammelsbergischen Bergwercks / dessen Gelegenheit / wie lang der Bergbaw daselbst getrieben / vnd was vor Metallen vnd Mineralien darinnen gewonnen / vnd darauß gefodert werden.

Der Rammelsberg ist ein zimlicher grosser Berg / ligt über der Statt Goßlar / an den seiten herumb ist er von Holtze bloß / aber bewachsen mit Heydensträuchern / Heydelbeeren / Breusel- oder Cronßbeeren / vnd anderem Strauchwerck / scheinet einem vnfruchtbaren Berge gleich / vor sich hat er keinen Berg mehr / stosset aber hinden an die Hartzgebürge.

Wie von den Historicis gemeldet wird / ist das Bergwerck an diesem Berge / vnter Keyser Ottone I. von einem Jäger / welcher mit seinem Zunahmen Ramme geheissen / erfunden / als derselbe vngefehr im Weydewerck begriffen / an diesen Berg kommen / vom Pferde abgestiegen / dasselbe angebunden stehen lassen / vnd davon ein stück Weges weg gangen / hat interim das Pferd mit den Füssen gescharret / vnd den Ertzgang entblösset / ist geschehen Anno Christi 972. Michael Sachsen in seiner Keyser Chronica setzet dazu den 14. Aprilis. Von dieses Jägers Pferd soll dieser Berg den Nahmen bekommen / vnd der Rammelsberg genennet worden seyn.

Nach obermeltes Jägers Weibe / so Gosa geheissen / soll das Wasser / wovon das Bier in Goßlar gebrawet wird / vnd vor dem Rammelsberge her in die Statt fleusset / genennt worden seyn.

Dieses Jägers vnd seines Weibes Grabstein / woran deren beyden Bildnuß gehauen / ist vor etzlichen Jahren 3. Ellen tieff vnter der Erden gefunden / wird an dem Franckenbergischen Kirchhofe / an einer alten Capellen / da er auffrecht zum Gedächtnuß gesetzet / vnd befestiget / gezeiget.

Vnten am Berge / da der Berg am steilesten / quillet ein schöner Brunne / eines Armes dick / der Kinder Brunne geheissen / über welchem Brunne ein Gewölbe geschlossen / woran zwey Kinder in Stein gehawen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)