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Wie für Wissenschaft gesehen
Er die raschen Klingen blinken.

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Darum will ich mit ihm reden,

Unsern Streit nun auszumitteln!“
Sprichts’s und tritt dem Feind entgegen,
Den die ganze Schar umzingelt.

Doch an den Altar gelehnet,

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Lauscht Meliore auf zur Linde,

Er hat allen Streit vergessen,
Denn er hört Biondettens Stimme.

Jener aber spricht: „Mein Bester,
Keine Wahrheit ist zu finden

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Hier in diesem bunten Leben,

Darum laßt uns Frieden stiften!

Und da Liebe nur im Sterben
Kann gefunden“ ... „Stille, stille!“
Spricht Meliore, „ach, es wehet

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Auch kein Lüftchen in der Linde!“ –


„Willst du’s kurz?“ fragt dann der Redner.
Und Meliore spricht ergrimmet:
„Schweigt sie, magst du ewig reden,
Schweige ewig, wenn sie singet!“

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Jener spricht, zurück sich wendend:

„Schweigen sollen wir, sie singet!“
Aber in dem Kreis erheben
Heftig schreiend sich die Stimmen:

„Er soll gleich zurück jetzt nehmen,

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Was er Apo sprach zum Schimpfe;

Laßt uns mit dem Degen wetzend
Überlärmen seine Dirne!“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)