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Um das Recht mit Spott zu treffen,
Willst die Rechte du beschmitzen,

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Doch ich räche den Gerechten,

Deines Beispiels mich bedienend.

Du sprachst, unser Streit sei Frevel,
Weil er leicht das Volk erhitze,
Und im Zorne wirst du selber

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Jener Anstoß der Lawine!


Ob dem reinen Glanz des Schnees
Leicht ein dunkler Rab erbittert,
Und den bösen Schnabel wetzend,
Stößt er nieder die Lawine!

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Schmähst du meines Bruders Ehre,

Dieser Musenalpe Zierde,
Sonnenglänzend auf dem ewgen
Eispalaste der Juristen,

Schmähst du ewige Gesetze,

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Der Gesellschaft Urgranite,

Dann schimpfst du den Kern der Erde,
Der zum Licht dringt in Gebirgen!“ –

„Ja, ich schmähe,“ sprach der Lehrer,
„Die Pandektentitel-Flicker

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Und die unfruchtbaren Rechte,

Kahl wie deine Urgranite!

Die sich immer kahl vererben,
So wie öder Berge Gipfel,
Von Geschlechte zu Geschlechte

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Ihre alten Knoten schlingend.


Und wie magst du diese Zwerge
In papiernen Nestern nistend,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)