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Auf ihr Lager hingesunken
Liegt Meliore, heiß umschlungen

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Von Biondetten. Apo fluchet.

„Wehe, wehe!“ schreit der Geist,

„Des Gewebes Faden reißt!“
Schreit der Geist am Weberstuhle
Und lebendig schießt die Spule,

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Ohne Meister, ungebunden.


„Mußt du Tölpel auch da fluchen,
Da die Arbeit schier gelungen!
Rückwärts fliegt die freie Spule,
Meine Flügel werden frei!“ –

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„Webe bis zum Hahnenschrei,“

Spricht nun Apo, „wie bedungen!“
Und er hat sich losgerungen
Und gen Morgen hingeschwungen.

Und hineilend durch die Luke,

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Riß er gierig in dem Fluge

Aus dem sturmdurchwehten Buche
Wohl der goldnen Blätter drei.

Dann mit einem Jubelschrei
Macht er um den Turm die Runde,

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Stürzet jauchzend mit dem Funde

Nieder dann ins nächtge Dunkel.

„Soll der Mord mir nun nicht fruchten?
Bleibt Biondette unerrungen?“
Klagt der Meister, und im Turme

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Schlägt die Viertelglocke drei.


„Apo zählet eins bis drei:
„Wohl, die dreimal fünf Minuten

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_321.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)