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Wie heillos dergleichen Redensarten oft werden können. Der ganze dreiste Ausspruch war indeß, genau betrachtet, eine zwar hochtönende, aber doch ganz inhaltleere Phrase. Zum Beweise dieser meiner Behauptung führe ich nur Folgendes an:

Die Natur, als ein Etwas, welches in Allem ist, kann unmöglich wieder Alles in sich enthalten. Denn dieses Etwas, welches immer verschieden ist, je nachdem es sich in dem einen oder in dem andern Dinge befindet, wird ja bis in’s Unendliche vermannichfacht, und hört eben dadurch auf ein einziges Ding zu sein. Es wird die Natur gerade dadurch zu mehreren, gleichsam zahllosen Wesen und Dingen; denn sie erscheint selbst in einem und demselben Objecte oft als ein Vielfaches. Hat es nun mit der Natur, in diesem Sinne, eine solche Bewandniß, darf man denn dieses Wort wohl mit Recht als ein Collectivum gebrauchen? „In der Natur“ giebt es nichts; wohl aber befinden sich die Naturen in Allem. Diese Naturen sind aber nichts Anderes, als: Alles Eigenthümliche und Wesenhafte desjenigen Gegenstandes, von welchem eben die Rede ist. Ein Stein z. E. hat mehreres Eigenthümliche und Wesenhafte, als Eigenschaften, d. h. er hat Naturen, als da sind: Trägheit, Schwere, Dichtheit, Härte, Theilbarkeit, Beweglichkeit, u. s. f.

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_129.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)