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der’s Mißbehagen hatte die Ungunst seines Zeitalters für Theologie und den geistlichen Stand. Die gesammte Bewegung der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts war auf Veränderung oder Wegwerfung des Alten gerichtet, namentlich des Kirchlichherkömmlichen, und wer in solchem Falle durch seine Ueberzeugung und sein Amt verbunden ist, entgegen zu streben, erfährt Kränkungen genug. Ein Gegensatz der Ueberzeugung ist noch leichter zu ertragen, als ein Gegensatz des Amtes; Herder’s Ehrgefühl war für letzteres sehr empfindlich. In den neunziger Jahren entstand zudem, ganz in Herder’s Nähe, der Taumel einer neuen Philosophie, mit Geringschätzung des theologischen Wissens, was der Generalsuperintendent bei der Prüfung junger Theologen am stärksten wahrnehmen mußte, und worüber ein junger Weimarischer Geistlicher sich erschoß. Herder wollte helfen durch seine Metakritik und Kalligone, aber umsonst; die Arzenei ward verschmäht, und gegen den Arzt ward geeifert. In Fieberzeiten des menschlichen Geistes ist die Heilkunst nicht im Stande Bedeutsames auszurichten; das Heil muß von der natürlichen Krisis erwartet werden.“ Vergl. Herder’s Leben von Döring, 1823.

24.

Zu Kapitel 24, 51. Seite 62.

Dieser Aphorismus erinnert an das slawische Sprichwort:

Бѣдá крáситъ, какъ кипятóкъ рáка!
Bedá krássit, kak kipätók ráka!

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_165.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)