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Es mag nun andererseits die Summe (40.) berechnet werden unter Zugrundelegung des Elementargesetzes (24.II). Alsdann ergiebt sich durch Anwendung der Formeln (33.II) und (38.II) sofort:

und hieraus durch Addition:

(41.II)

Dieses in (41.I,II) berechnete repräsentirt diejenige Summe elektromotorischer Kräfte, welche der ganze Inducent , während der in Rede stehenden einmaligen Umdrehungsbewegung, im Ringe hervorruft[1].

Der inducirte Ring bestehe aus einer in der Nähe des Inducenten aufgestellten Drahtwindung , deren Enden durch irgend welche Zwischendrähte , in Verbindung sind mit den beiden Enden eines in grosser Entfernung aufgestellten Multiplicators ; so dass zusammengenommen denjenigen geschlossenen Umgang bilden, welchen wir kurzweg als den Ring bezeichnen. In Folge der grossen Entfernung, welche der Multiplicator vom Inducenten haben soll, wird der im Inducenten vorhandene Strom ohne Einfluss auf die Multiplicatornadel sein; so dass dieselbe lediglich afficirt werden kann von dem im Ringe oder inducirten Strome.

Die Ablenkung, welche die Multiplicatornadel aus dem Meridian erleidet, wird also lediglich eine Folge des in inducirten Stromes, oder (was dasselbe ist) lediglich eine Folge der in inducirten elektromotorischen Kräfte sein. Denkt man sich nun die Umdrehungsgeschwindigkeit des Bahnstückes (Fig. 11) als eine constante und ungemein rapide, so wird die Summe der eben genannten elektromotorischen Kräfte für jede Umdrehung dieselbe, und folglich die Ablenkung der Nadel eine nahezu constante sein. Auch bemerkt man, dass diese constante Ablenkung Null oder von Null verschieden sein muss, jenachdem jene Summe Null oder von Null verschieden ist.

Das betreffende Experiment ist von meinem Vater angestellt worden. Die Beobachtung zeigte, dass die Ablenkung der Multiplicatornadel Null war[2]. Somit spricht jenes Experiment für die Formel (41.II), und gegen die Formel (41.I); folglich auch für das Elementargesetz (24.II), und gegen das Elementargesetz (24.I).


  1. Vergl. die Note pag. 230.
  2. F. Neumann: Ueber ein allgemeines Princip etc. (9. August, 1817). In [233] dieser Abhandlung findet sich jenes Experiment besprochen. Es heisst daselbst auf der 14ten Seite des §. 5.:
    „Zum Multiplicator gelangen bei fortgesetzter rascher Drehung drei Ströme innerhalb sehr kurzer Zeit, nämlich der durch die Bewegung des Bahnstückes inducirte, dann der durch das Verschwinden des inducirenden Stromes inducirte in dem Moment, wo das bewegliche Bahnstück den Ring bei verlässt, und endlich der durch sein Wiederauftreten inducirte, sobald jenes Bahnstück den Ring in wieder erreicht. Die Kraft, welche von diesen drei Strömen während der kurzen Dauer eines Umlaufs des Bahnstückes auf die Magnetnadel des Multiplicators ausgeübt wird, ist mit der Summe ihrer elektromotorischen Kräfte proportional. Jenachdem das Vorzeichen dieser Summe positiv oder negativ ist, wird die Nadel auf der einen oder andern Seite des Meridians ihre beinahe feste Aufstellung nehmen, oder sie wird, wenn jene Summe = 0 ist, in ihrer Stellung im Meridian verharren."
    Sodann heisst es weiter auf der nächstfolgenden Seite:
    „Die Beobachtung zeigt, dass, wenn die Drehung rasch geschieht, die Nadel im Meridian bleibt.
Empfohlene Zitierweise:
Carl Gottfried Neumann: Die elektrischen Kräfte. B. G. Teubner, Leipzig 1873, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Carl_Gottfried_Neumann_-_Die_elektrischen_Kr%C3%A4fte_250.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)