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sagen, dass ihr Bruder so krank geworden sey. Er erwiederte, die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, und blieb zwei Tage, wo er war. Dann erst sagte er zu den Jüngern: „Lazarus, unser Freund, schläft, ich gehe, dass ich ihn wecke.“ Die Jünger verstanden es vom gewöhnlichen Schlafe und sagten: wenn Lazarus schlafe, werde er wohl von selbst gesund werden, und Jesus brauche sich nicht in Gefahr zu setzen, dass er wieder unter die Juden gehe, die ihn eben erst hart bedroht hatten. Jesus aber sagte: „Lazarus ist todt. Das ist geschehen, damit ihr glauben sollt. Lasst uns zu ihm ziehen!“ Der ungläubige Thomas meinte, es werde ihr Verderben seyn, doch sollten sie den Meister nicht verlassen und mit ihm sterben. — Als Jesus nach Bethanien kam, war Lazarus todt und roch schon; die Verwandten waren im Trauerhause versammelt und Martha sagte ihm mit der Miene des Vorwurfs: „Herr, wärest du da gewesen (auf unsre erste Nachricht gekommen), mein Bruder wäre nicht gestorben.“ Doch fügte sie innig hinzu: „Ich weiss auch noch, dass, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.“ Jesus antwortete: „Er soll auferstehen.“ Martha zweifelte noch einmal, und sagte: „Ja, am jüngsten Tage.“ Jesus aber sprach: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ Auch Maria kam und sank ihm weinend zu Füssen: „Ach, Herr, wärest du dagewesen, so wäre unser Bruder nicht gestorben.“ Da ergrimmte der Herr und betrübte sich. Den Ewigen wandelte eine menschliche Rührung an. Er ging mit den Andern hinaus zum Grabe, betete und rief: „Lazare, komm heraus!“ Da erhub sich der Todte in seinen Grabtüchern und trat hervor. Und Alle, die es sahen, glaubten an Jesum. Andere aber gingen hin und sagten es den Pharisäern, und Kaiphas und die Priester, durch das grosse Wunder erschreckt, sannen, Jesum zu verderben. Daher verbarg sich der Heiland bis zu Ostern, da seine Zeit gekommen war. Ev. Joh. 11.

Fünf Momente sind in dieser Erzählung von besonders

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_015.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)