Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 045.jpg

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ein Blitz vom Himmel gefallen. 1. Timoth. 3, 6. heisst es: der Hochmüthige leide des Teufels Strafe. 2. Petri 2, 4. wird geradezu gesagt, Gott habe die sündigen Engel mit Ketten der Finsterniss zur Hölle verstossen, und Epist. Judä 6: diese bis zum Gericht in der Finsterniss gehaltenen Engel hätten ihre Fürstenthümer und himmlischen Häuser verlassen müssen. Endlich spricht Ev. Joh. 8, 44. Christus selber vom Teufel, als dem Mörder von Anfang und Vater der Lügen.

Vermöge der eigenthümlichen Verblendung, welche alles specifisch Christliche für blosse Nachahmung von etwas Heidnischem hält, weil es ein Vorbild im alten Heidenthum (wie ein Afterbild im neuen) hatte, glaubte Bohlen (Genesis 50.) und viele Andere, die ganze Lehre vom Teufel sey erst nach dem Exil in’s Judenthum gekommen, und nichts weiter als die Lehre vom persischen Ahriman. In der That ist Ahriman, der erstgeborne Engel der Perser, zum Teufel geworden, weil er Gott selbst seyn und allein regieren wollte. Ganz auf dieselbe Weise empörte sich auch nach der Brahminenlehre der erstgeborne Engel Moisasur. Auch der Titanensturz der Griechen gehört hieher.

Allein diese alten Vorstellungen der Heiden enthalten nur einen Schimmer von christlicher Idee, und schweifen einseitig aus. Der persische Ahriman verderbt die halbe Natur und theilt sie in eine böse und gute Hälfte; davon ist die mosaische und christliche Anschauung weit entfernt, der vielmehr die ganze Natur gut und als Gottes Werk erscheint. Der indische Moisasur verführt die übrigen himmlischen Geister zum Abfall von Gott und dafür müssen sie als Seelen in Menschen- und Thierleiber übergehen, um abzubüssen. Auch von dieser Seelenwanderungslehre ist das Christenthum weit entfernt.

Lucifer ist specifisch biblisch, jüdisch-christlich. Vor Allem lag es nahe, zu fragen, warum Gott überhaupt das Böse zugelassen habe? Augustinus, de civ. Dei 14. 11, sagt einfach: „Gott wollte seinen Geschöpfen Freiheit geben, als das köstlichste Gut, aber einen freien Willen kann es nicht

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_045.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)