Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 093.jpg

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Das leitet in die Symbolik hinüber, die in ihr eine Personification der Kirche erkennt. Die mit drei Kronen (gleich dem Papst) geschmückte Himmelskönigin, die vor Gott kniet und seinen Segen empfängt (Bild zu Padua, s. Kunstblatt 1838. Nr. 18.), ist nichts anderes als die Kirche selbst. Auch die einfache Krone ist auf die Kirche, als Braut Christi, bezogen und als Brautkranz aufgefasst worden. In diese Symbolik gehört auch das Bild von Quintin Messis, welches die Verklärung Maria’s darstellt, zu ihren Füssen die allegorischen Gestalten des alten Bundes, der Legende etc. Vgl. Schnaase, niederl. Briefe S. 283. Dahin gehören auch die oft vorkommenden Bilder der unter den vier Kirchenvätern thronenden Maria.

Uebrigens herrscht die grösste Mannigfaltigkeit in den Beziehungen zur Gottesmutter, daher sie thronend gemalt wird wie unter Engeln und Erzengeln, so unter allen Heiligen des neuen Testamentes, Patriarchen, Propheten und Sibyllen des alten. Louis de Vargas malte ein seltenes Bild, auf dem sie ausschliesslich in Beziehung gesetzt ist zu den Patriarchen, indem sie Adam und Eva zu trösten scheint. Das Bild befindet sich in Sevilla. An die Huldigungen, welche Maria von himmlischen Heerschaaren und biblischen Gruppen empfängt, reihen sich die allegorischen Huldigungen von ganzen Ländern, Provinzen, Ständen und Privaten. Auf einem berühmten Bilde des van Thulden, z. B. im Belvedere zu Wien, empfängt sie die Huldigung aller niederländischen Provinzen, die durch schöne Frauen dargestellt sind.

Sehr viele Marienbilder sind Stiftungen. Der Stifter, der noch einen besondern Schutzpatron hatte, liess diesen neben die heilige Jungfrau malen; dazu auch wohl eine Schutzpatronin und Patrone der Frau und Kinder, der besondern Kirche oder Kapelle, in welche das Bild gestiftet wurde etc. So entstanden zufällige Heiligengruppen um die thronende Maria her, was man in der Kunstwelt Conversationen nennt. Sie sind am sinnreichsten, wenn in den dargestellten Heiligen besondere Tugenden personificirt erscheinen. Vgl.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_093.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)