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fort, und als sie einmal ausruhte und ihr Kind Blumen suchte, fand es unter dem Bilde ein Geldstück, und da sie weiter nachsuchte, kam ein grosser Schatz zu Tage, der sie auf immer von Sorgen befreite. Das Bild aber brachte sie glücklich nach Sursee, wo es noch hoch verehrt wird. Hormayr, Taschenbuch von 1835. S. 302.

Eichel, ein Dorf am Main, entstand um eine einsame Kapelle, „Maria zur Eiche“, als Wallfahrtsort. Hier floh einst ein Lamm vor einem Wolf in die Kapelle, lief, als der Wolf nachstürzte, schnell zurück und riss im Laufen den Strick der Thüre mit sich fort, so dass diese zufiel und der Wolf gefangen war. Daher das Sprichwort: „In Eichel fängt das Schaf den Wolf.“ Schnetzler, bad. Sagenbuch II. 647. Dasselbe geschah zu Seebach, Bechstein, Sagenschatz d. Thüringerlandes II. 151.

Ungemein phantastisch ist die Erscheinung der „schönen Maria“ zu Regensburg. Im Jahre 1519 predigte Hubmeir daselbst so eindringlich gegen die Juden und so feurig für die Mutter Gottes, dass sich des Volkes ein unwiderstehlicher Drang bemächtigte, die Juden aus der Stadt zu jagen, ihre Synagoge niederzureissen, diese unreine Stätte zu weihen und auf ihr der „schönen“ Maria eine Kirche zu erbauen. Auch vom Lande drängte sich Alles herbei, Opfer zu bringen, und Viele liessen ihre letzten Kleider in der Kirche zurück, weil sie nichts Anderes hatten, es für sie zu opfern. Gemeiners Regensb. Chronik IV. 352 f. Hormayr, Taschenb. 1843. S. 176.

Einen eigenthümlichen Reiz hat das Marienbild in der Stephanskirche zu Wien, das vorzugsweise von Dienstboten bekränzt und verehrt wird. Carus, Mnemosyne S. 137.

Als der Mönch Tutelo von Metz die Madonna malte, stand sie unvermerkt hinter ihm und leitete seine Hand. Maler Pomis in Gräz hatte sie so schön gemalt, dass er mehr Geld für das Bild forderte, als ausbedungen war. Da erblindete er, die Madonna selbst aber malte das unvollendete Bild fertig und machte ihn dann wieder sehend. Kaltenbäk, Mariensagen S. 143.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_108.jpg&oldid=- (Version vom 6.12.2022)