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die Sündfluth nothwendig. Der Grundgedanke, dass alle Naturvorgänge sich auf das sittliche Wesen des Menschen beziehen, ist sehr poetisch. Steffens schliesst daraus ferner, dass es nur Ein menschliches Urpaar gegeben haben könne, weil die Harmonie der Elemente und die Ebenbildlichkeit Gottes keiner Mehrheit von Individuen bedurft habe. Das Auseinanderfallen der Racen erklärt er aber II. 415. consequent durch die Sünde, welche die Menschen wieder unter die Naturgewalt habe fallen und von derselben verschieden modificiren lassen.

In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wurde die Stelle: „Gott sprach: es werde Licht, und es ward Licht,“ schon von dem Heiden Longinus in seiner Abhandlung vom Erhabenen ihrer Erhabenheit wegen bewundert. Haydn hat sie in seiner grossen Composition „die Schöpfung“ durch Töne zu versinnlichen gesucht, die in rascher Steigerung machtvoll aus der Stille, wie das Licht aus der Nacht hervorbrechen.

Parallelstellen zur mosaischen Schöpfungslehre sind in der Bibel der 104te Psalm, der die ganze Schöpfungsgeschichte kurz zusammenfasst, und das Buch Hiob, Cap. 38.

Poetische Umschreibungen der Genesis kommen viele schon frühzeitig vor. Einer abyssinischen Genesis wird gedacht in Harris' Reise nach Schoa, II. Anhang 58. Lateinische Umschreibungen mit geringer Abweichung schon von Tertullian (Bähr, christl. Dichter 18.), von Juvencus (27.), von Hilarius von Arles (34.), von Victor (62, auch in Fabricii thes. I. 307.), Dracontius (Fabr. 353.), Avitus (Fabr. 367.).

Die Schöpfung wurde im Mittelalter als geistliches Schauspiel dargestellt, in England in einem Stück, das sieben Tage lang spielte und dadurch die Schöpfungstage nachahmte. v. Schack, span. Drama I. 51. Ein spanisches Stück von Calderon fasst Gott den Vater als Orpheus auf, überaus phantastisch (das. III. 264.). Orpheus tritt aus einer Himmelskugel, spielt und singt, da erwachen die zu seinen Füssen schlummernden Tage, der eine mit der Fackel des Lichts, der andere die Gewässer vom Lande scheidend, der dritte

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_346.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2022)