Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 009.jpg

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fällt, musste eben so natürlich auf das Osterlamm der Juden bezogen werden, während man unter dem Sinnbilde des Lammes, das die Siegesfahne trägt, doch etwas ganz anderes verstand, als was die Heiden unter dem Sinnbilde des Frühlingswidders verstanden hatten. Die den altjüdischen Schaubrodten verwandten ungesäuerten und hostienförmigen Darunsbrödtchen und der Homsaft der alten Perser, die schon Justinus Martyr mit dem Abendmahle der Christen verglich, gehören einem andern Ideenkreise an.

Wie die Jahreszeit, so ist auch die Tageszeit symbolisch. Obgleich das Abendmahl ursprünglich am Abende eingesetzt wurde, so liess man es doch in ältern Zeiten (wie noch jetzt in Syrien geschieht) erst nach einem vorbereitenden Gottesdienste am Sonnabend, der sich am Sonntagmorgen fortsetzte, und das Leiden und Sterben des Heilandes gleichsam dramatisch vor der Gemeinde vorüberführte, genau in der zwölften Stunde Sonntag Mittag den Gläubigen austheilen, damit die innige Vereinbarung des Geschöpfes mit dem Schöpfer mit dem Culminationspunkte der Sonne zusammenfalle und darin ihren symbolischen Ausdruck finde. Alt, Theater und Kirche S. 338. Damit hängt überhaupt die Sonntagsfeier genau zusammen. Der Sonntagsgottesdienst ist ursprünglich nichts anderes, als Abendmahlsfeier, Messe, eine symbolische Handlung, die das Erlösungswerk beständig vergegenwärtigt und die Frucht desselben der Gemeinde im heiligen Sakramente geniessen lässt. Von der reichen Symbolik der Messe glaube ich in einem besondern Artikel handeln zu müssen, und gebe hier nur die Hauptunterschiede der christlichen Kirchen im Gebrauche des Sakraments.

Vorbereitung zum Genusse des Abendmahls ist die Beichte. Bei der Feier selbst werden in der katholischen und zum Theil auch noch in der lutherischen Kirche auf dem Altare Lichter angezündet, um an die abendliche Zeit der ersten Feier zu erinnern. In den frühern Zeiten begann die Feier mit der Darbringung von Opfern, die auf den Altar gelegt wurden (Augusti, Denkw. VIII. 243.). Früher gab der Priester auch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)