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Joseph, der Palmfrüchte bricht, und Maria, die Wasser schöpft. F. Schlegel, Werke VI. 31. Dahin gehört das schöne Gedicht von Calderon: Auto sacramental de las plantas. Die Pflanzen streiten um den Vorzug; da kommt die fremde Ceder und bringt das Kreuz als das kostbarste Gut; aber der neidische Dornstrauch schleicht sich hervor und zerkratzt das Kreuz. Aus diesem aber fliesst Blut, und die Aehren und der Weinstock eilen herbei, es aufzufangen. Das Kreuz strebt in die Luft empor und Aehre und Weinstock erhalten den Preis als die edelsten unter allen Pflanzen, weil sie die meiste Demuth geübt.

Sofern Christus mit einem Fische verglichen wurde (s. Fisch), und in der Fasten Fische statt Fleisch gegessen werden, nannte Julius Africanus Christum einen Fisch, von dessen Fleisch die ganze Christenheit während ihrer irdischen Fastenzeit, d. h. lebenslang, speise. In ähnlichem Sinne nennt man das Abendmahl Wegzehrung für Pilger, d. h. für Pilger, die durch die Erde zum Himmel wallen, z. B. in einer schönen Hymne des Thomas Aquinas. Königsfeld, lat. Hymnen 148. Daselbst heisst das Sakrament auch Speise der Engel. Jakob Böhme in seiner Aurora 6, 20, und Abendmahl 3, 2, sagt dagegen nur, wie Gott des Vaters Leib Wohnung der Engel, so sey des Sohnes Leib Wohnung der Menschen. In der heiligen Schrift selbst ist von einem „Abendmahle des grossen Gottes“ die Rede, zu welchem der Engel in der Sonne die Seligen einladet. Offenb. Joh. 19, 17. Dieses Abendmahl der Seligen in der Sonne scheint in Beziehung zu stehen zu dem Hochzeitsmahle aller Bräute Christi im Himmel.

In Bezug auf das Blut hat man die altgermanische Blutbruderschaft (geschlossen durch Mischung und gemeinschaftliches Trinken des eignen Blutes) auf das christliche Sakrament angewendet, und das letztere Blut des neuen Bundes genannt, kraft der im Abendmahle bewirkten Blutvermischung. Der heilige Bernhard aber nahm eine ebenfalls der deutschen Sitte entlehnte Belehnung der Christen mit dem Leibe und Blute ihres Herrn an, wodurch sie Vasallen des Himmels werden. Schröckh, Kirchengesch. 28, 53.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)