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den Adam, aber weder Schöpfer noch Geschöpf waren so vollkommen, dass sie nicht abermals der Nachhülfe bedurft hätten, die ihnen durch die zweite Erscheinung Christi als Jesus auf Erden wurde.

Die Ophiten lehrten: Gott Vater und der heilige Geist (als Göttin) zeugten einen Sohn und eine Tochter, Christum und die Sophia-Achamoth. Die letztere verirrte sich aus dem Himmel, indem sie nach Unabhängigkeit trachtete, und gebar den Jaldabaoth oder Demiurg, schämte sich aber nachher, wollte zum Himmel zurück, konnte nicht mehr und blieb als Aether zwischen Himmel und Erde in der Mitte. Unterdess erschuf der Demiurg den Menschen Adam nach seinem Bilde. Die Sophia aber erbarmte sich Adams und gab ihm ohne ihres Sohnes Wissen etwas von ihrer himmlischen Lichtnatur. Dadurch erhob sich Adam über den Demiurg. Dieser aber ergrimmte, dass das Geschöpf mehr seyn sollte als der Schöpfer, blickte in die Tiefe der Finsterniss unter der Erde, spiegelte seinen Zorn und Hass darin ab, und dieses Bild des Hasses wurde ein selbstständiges Wesen, Satan. Der Teufel rieth nun dem Demiurg, was er zu thun habe, damit Adam dem Einfluss der Sophia entzogen werde. Sie schufen die Eva, hielten sie ihm als lockendes Bild vor und sperrten sie zusammen in’s Paradies ein. Aber Sophia schickte die Schlange (ein heilbringendes, daher von den Ophiten als Symbol des guten Geistes verehrtes Wesen), welche die ersten Menschen lehrte, vom Baume der Erkenntniss zu essen. Dadurch wurden sie abermals des himmlischen Lichts theilhaftig, aber vom zornigen Demiurg aus dem Paradiese verstossen‚ und mit des Satans Hülfe in so viel Trübsal und neue Verlockung gestürzt, dass nur die Wiederkunft Christi auf die Erde sie wieder erlösen konnte. Neander, gnost. Systeme S. 262.

Unter den abweichenden Lehren anderer Gnostiker zeichnet sich noch eine durch eine eigenthümliche Vorstellung aus (Neander S. 216): Gott schuf zwei Söhne, den Demiurg, der die irdische Welt formte, und den Adam, der das Werk seines Bruders durchforschen wollte, in der Natur aber wie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)