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(ganz so wie in der indischen Lehre) kommt auch in der deutschen Volkssage öfter vor. Nach einer altfriesischen Sage nahm Gott zu den Knochen, aus denen er den Adam machte, Steine, zum Fleische Erde, zum Blut Wasser, zum Herzen Wind (!), zum Hirn Gewölk, zum Schweisse Thau, zum Haare Gras, zum Auge die Sonne. Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum 1841. I. S. 1. Vgl. Richthofen, altfriesische Rechtsquellen 211. Grimm, deutsche Mythologie (2te Ausg.) S. 531, wo aus einem altenglischen Rituale dasselbe beigebracht wird. Die Zusammensetzung Adams aus acht Theilen der Natur kommt auch in einer Pariser Handschrift vor. Paulin, mss. fr. 4. 207.

Insbesondere werden alle Menschenracen von Adam hergeleitet, mit Bezugnahme auf seine mikrokosmische Bedeutung. So soll nach der muhamedanischen Auffassung (bei Herbelot) der Todesengel Azrael den Staub geliefert haben, aus dem Gott den Adam formte, und dieser Staub war aus den vier Weltgegenden und hatte viererlei Farben, welche in die Menschenracen übergingen. Die Juden aber fabelten, Adam habe in allen sieben Zonen der Erde Kinder gezeugt und in jeder eine andere Menschenrace, nicht zu vergessen auch die Riesen, Zwerge und Dämonen. Eisenmenger, entdecktes Judenthum I. 459.

Ziemlich beliebt war auch die Vorstellung, nach welcher die Racen, oder alle die verschiedenen Stände der Menschen, ihren Ursprung einer mütterlichen Scham und Eitelkeit der Eva verdanken sollen. Als Gott sie einmal besuchte, schämte sie sich, schon so viele Kinder zu haben, und versteckte die hässlichen. Nun begabte Gott die schönen, die er sah, und für die versteckten blieb nichts übrig, als die schwarze Farbe des dunklen Volkes und die Armuth oder das Verbrechen, die sich verbergen müssen. Hans Sachs, Werke 1560. II. 4. 83. Grimm, Hausmärchen, 5te Aufl. Nr. 180. Eine isländische Sage in Keightley, Feen I. 263. — Auch diejenigen Neger, die schon mit dem Islam und der Bibel bekannt sind, glauben noch an die doppelte Entstehung der weissen und schwarzen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)