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Seelen. Vgl. Ovids fasti IV. 639. Virgil, eclog. VIII. 101. Arnobius adv. gentes IX. 2. Aehnlicher Gebrauch der Asche bei den Persern. Zendavesta von Kleuker III. 216. Bei den Juden galt hauptsächlich die Asche der rothen Kuh als sündenaustilgendes Reinigungsmittel. Rosenmüller, Morgenland II. 200.

Bei den Juden diente die Asche auch zur Erinnerung an den Tempelbrand. Namentlich den Bräuten wurde in diesem Sinne bei der Hochzeit Asche auf den Kopf gestreut. Das sollte aber nur bedeuten, der Tempel werde sich wieder erheben, wie der Vogel Phönix aus seiner Asche. Ueberhaupt ist die Asche als der „organische Staub“ das Material der Wiedergeburt. Ihr müsst zu Staub werden, ist der erste, aber ihr werdet aus dem Staub wieder auferstehen, der zweite Gedanke. Vgl. über den Aschencultus im alten Testament Durandus, rat. offic. VI. 28, 18.

Die Bedeutung der Asche bei den Christen erklärt sich am besten aus dem alten Kirchenliede:

Dies irae, dies illa
Solvet saeclum in favilla.

Darum war es auch bei den Christen Sitte, in Sack und Asche zu büssen, wie bei den Juden, Jonas 3, 6. Am sogenannten Aschermittwoch werden die Palmen, die man am vorjährigen Palmsonntag gebraucht, verbrannt und wird die Asche den Priestern auf das Haupt gestreut mit den Worten: Gedenket, dass ihr Asche seyd. Haltaus, Jahrzeitbuch S. 226.[1]


  1. Zum Zeichen der Busse wird Sterbenden Asche auf’s Haupt gestreut. Binterim, Denkw. VI. 2. 99.

    Auf meiner Stirn dies Kreuz
    Von Asche grau;
    O schnöder Lebensreiz,
    Wie bist du schlau,
    Uns zu betrügen!
    Mit Farben, hell und bunt,
    Mit weiss und roth,
    Deckst du des Moders Grund;
    Dann kommt der Tod
    Und straft dich Lügen.

                   Annette von Droste-Hülshoff.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)