Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 096.jpg

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Durch Glauben wurde Naëman vom Aussatz frei, derselbe Aussatz aber fiel auf Gehasi, als dieser im Namen des Propheten Elisa, jedoch ohne dessen Wissen, von Naëman für die Heilung Geld verlangte und erhielt. 2 Könige 5. Zur Strafe wurde Taland[WS 1] aussätzig, der die heilige Hildegard verleumdet hatte, und sie selbst war es, die ihn heilte. Doch erscheint die Krankheit als Strafe häufiger in jüdischen und muhamedanischen Legenden, als in christlichen. Die Juden leiten sie vom Teufel her, Eisenmenger II. 425. Ebenso die Perser, vgl. Herodot I. 138. Zendavesta von Kleuker II. 325. Im christlichen Sprachgebrauch gilt Aussatz für Sünde überhaupt; durch die Sünde ist die ganze Welt gleichsam aussätzig geworden und wird nur durch Christi Opferblut wieder rein gewaschen. Damit hängt die Symbolik des im Blut des Lammes reingewaschenen weissen Kleides der Gerechtfertigten und Seligen zusammen. Davon abgeleitet sind auch die schönen deutschen Volkssagen vom Blut unschuldiger Kinder, durch welches der Aussatz geheilt werden kann. Engelhardt, im gleichnamigen Gedicht des Conrad von Würzburg, opfert seine eignen Kinder, um seinen aussätzigen Freund durch deren Blut zu heilen. Dasselbe wiederholt sich in der Sage von Amicus und Amelius. Im armen Heinrich des Hartmann von Aue opfert sich ein zwölfjähriges Mädchen, um einen kranken Ritter durch ihr Blut zu heilen. An dieser rührenden Treue, die keineswegs ausserhalb der Grenzen des natürlich Möglichen liegt, haben die Modernen, z. B. Ellissen in seiner Polyglotte I. 218, gar grosses Aergerniss genommen.


Azaziel,

ein Engel, zu denen gehörig, die sich durch die Schönheit, welche aus den Töchtern der erstgeschaffenen Menschen leuchtete, verführen liessen, den Himmel zu verlassen und sich mit jenen auf Erden zu vermischen. Aus dieser Verbindung ging ein Riesengeschlecht hervor, 300 Ellen hoch, weil die menschliche Bildung der Mütter durch die dämonischen Kräfte der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Tallan'
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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_096.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)