Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 110.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beiden Gesetzestafeln, die er trägt. Abraham wird mit einem etwas struppigen Bart gebildet. So trägt auch dem fliessenden Christusbart entgegengesetzt Johannes der Täufer einen etwas wildgekräuselten Bart; so wieder dem wallenden Bart des Apostels Paulus gegenüber Petrus keinen oder einen nur kurzgekräuselten. Judas trägt einen spitzen und rothen Bart. Auf altdeutschen Bildern findet sich zuweilen Adam mit einem ungeheuern, den ganzen Leib bedeckenden Barte und Eva gleichfalls mit fabelhaftem Haarwuchs.

In der griechischen Kirche ist der morgenländische Bart von allen Priestern beibehalten, in der römischen nur von Mönchen.

Als Jungfrau trägt einen langen Bart die heilige Paula, welcher derselbe zum Schutze wuchs, als sie um Jesu willen die Freier floh, die sie zur Ehe begehrten. Acta SS. 20. Febr. Eben so die heilige Galla. Von der gleichfalls und aus demselben Grunde bärtig gewordenen und überdies wegen ihrem standhaften Christenglauben gekreuzigten heiligen Liberata, Wilgefortis oder Kümmerniss gibt es eine Menge sehr eigenthümlicher, örtlich vielfach abweichender Legenden, von denen ich manches einer ältern heidnischen Vorstellung entnommen glaube.


St. Bartholomäus,

der Apostel, soll nach der Legende ein Sohn des ägyptischen Königs Ptolemäus gewesen seyn, weshalb er auch einen Purpurmantel trug. Da sagte ihm der Heiland einmal, als er die eitle Zier nicht ablegen wollte, voraus, er werde einmal seine eigne Haut als blutigen Mantel umlegen. Nach des Heilands Tode soll Bartholomäus tief nach Indien gekommen seyn und dort das Evangelium gepredigt haben. Am Hofe eines Königs in Indien zwang er den Teufel selbst, öffentlich zu erscheinen, Christum zu bekennen und dem Könige alles das zu bestätigen, was ihm der Apostel bereits von der Lehre des Heils verkündigt hatte. Zuletzt erlitt er

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_110.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)